23. Jänner 2009 - Freitag - Tag 7

| Santa Cruz |


Der Gletscher "kalbt"
Glaciar Perito Moreno
Parque Nacional Los Glaciares




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Parque Nacional Los Glaciares
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Ich freue mich schon auf den heutigen Tag. Wieder ein Besuch am eindrucksvollen Perito Moreno-Gletscher. Um 1/2 7 ist Tagwache. Ein erster Blick aus dem Fenster. Das Wetter scheint traumhaft zu sein, denn die Berge sind im Morgenlicht nicht von Wolken verdeckt. Wenn das auch am Gletscher so ist, können wir uns auf wunderbare Eindrücke gefasst machen.

Um so früh wie möglich an Ort und Stelle zu sein und um die anderen Touristen am Vormittag zu meiden, fahren wir mit unserem heutigen Führer Gerald bereits um 8 Uhr los. Claudia muss zurückbleiben. Für die etwa 80 km lange Strecke benötigen wir anderthalb Stunden. Der Perito Moreno-Gletscher ist Teil des Nationalparks "Los Glaciares", der von der UNESCO bereits im Jahre 1981 zum Weltnaturerbe erklärt wurde. Der Eintritt kostet 60 Pesos. Micha erzählt, dass bei der letzten Tour im Dezember noch 50 Pesos zu zahlen waren. Zu Jahresbeginn wird eben vieles teurer. Noch ein paar Kilometer, noch eine Kurve und plötzlich sehen wir das Naturwunder direkt vor uns. Wir erhalten einen ersten Eindruck von der Mächtigkeit dieses Gletschers (obwohl er bei weitem nicht der größte in Patagonien ist). Der Perito Moreno-Gletscher fließt aus dem südlichen patagonischen Inlandeis, dem drittgrößten Eisfeld der Welt, in den Lago Argentino. Er hat eine Länge von rund 30 km, ist etwa 170 Meter dick und seine 5 km breite Gletscherzunge ragt bis 60 Meter aus dem Wasser heraus. Wir befinden uns lediglich auf 200 m Seehöhe.

Leider ist die Zufahrt zum normalen Parkplatz beim Besucherzentrum gesperrt. Die Straße dorthin wird gerade saniert. Daher müssen wir unseren Bus etwas unterhalb des Hügels in der Nähe des Ufers des Lago Argentino abstellen. Die Nationalparkverwaltung arbeitet mit Hochdruck daran, viele neue Stege zu errichten, damit nicht alle Besucher irgendwo im Gelände herumlaufen. Da aber noch nicht alle Stege fertiggestellt sind, nutzen wir die Gelegenheit, uns den Weg auf einem früheren, aber noch erkennbaren Steig von unserem vorerst unerwünschten Parkplatz zu den Aussichtsterrassen zu bahnen. Wir müssen immer wieder unter dem neuen Steg durch oder drüber. Doch auf diese Weise erreichen wir - dank Gerald - einen wunderbaren Aussichtspunkt nach dem anderen. Einmal verweilen wir länger zur Mittagsrast.

So können wir 14 abseits der Touristenströme das Naturwunder genießen und haben dazu noch das nötige Glück. Der Gletscher hat eine Fließgeschwindigkeit von bis zu 2 m pro Tag. Daher knackt und kracht es andauernd. Immer wieder fallen kleine Gletscherstücke in den See. Plötzlich kracht ein riesiges Stück direkt vor unserer Nase in das Wasser. Welch wunderbarer Anblick! Wir können es gar nicht fassen.

Doch wir müssen weiter. Über den neuen Steg und auf dem alten Weg gelangen wir zu den fertiggestellten Besucherterrassen. Wo kommen all die Leute her? Hunderte Personen tummeln sich auf den Aussichtsplattformen. Ich komme mir wie ein Außerirdischer vor, als wir auf eine der Plattformen klettern. Jedenfalls schauen uns die Leute fragend an, woher wir wohl kommen? Nach dieser "Expedition" kann man abschließend nur feststellen: gottseidank war die Zufahrt zum normalen Parkplatz gesperrt!

Unsere Gruppe teilt sich. Bis 14 Uhr sollen wir alle beim Bus sein, denn es gibt noch Anschlussprogramm. Nachdem ich auf den Stegen herumgelaufen bin, kaufe ich mir im Besucherzentrum noch ein paar Ansichtskarten für die Daheimgebliebenen. Über die normale Straße, die gerade saniert wird, schlendere ich zurück zum Bus und treffe dabei auf Micha. Da wir alle wieder einmal pünktlich sind, können wir sofort los. Unser Ziel ist eine Bootsanlegestelle am Brazo Rico, einem südlichen Arm des Lago Argentino. Hier besteigen wir einen Katamaran. Unser Ziel ist die Abbruchkante des Gletschers, an der wir langsam dahingleiten. Bei fast wolkenlosem Himmel und dem Weißblau des Eises ist die Szenerie besonders reizvoll. Nach einer Stunde Bootsfahrt ist das Schauspiel leider schon vorbei.

Bei der Rückfahrt halten wir am Parkausgang. Es befindet sich hier ein Denkmal für die Forscher und Flugpioniere Gunther Plüschow und Ernst Dreblow, die mit dem Expeditionskutter Feuerland und dem Flugzeug Silberkondor Ende der 1920er-Jahre den Süden Patagoniens sowie Feuerland erkundet hatten und am 28. Jänner 1931 bei einem Flugzeugabsturz in den See an dieser Stelle tödlich verunglückten.

Wir kehren noch nachmittags ins Hotel zurück, sodass noch Zeit bleibt, einen kleinen Stadtbummel in El Calafate zu unternehmen. Um acht Uhr treffen wir uns an Rick's Parilla. Ich spaziere mit Rolf und Helmut vom Hotel los. Ziel haben wir keines, außer dass Helmut eine Calafate-Marmelade und Dulce de Leche kaufen möchte. Ich schaue mich in den Geschäften bzw. bei den Auslagen um ein T-Shirt um, finde aber für mich kein passendes. Unterwegs treffen wir auf Ekkehard, der auch in der Stadt umherirrt. Im Supermarkt finden wir für Helmut die beiden Gläser. Auch Rolf kauft sich ein Glas Dulce de Leche.

Wir kommen vorzeitig zum Treffpunkt ins Restaurant und beschließen, uns den Platz zu sichern. Nach und nach treffen die Kolleg/inn/en ein. Auch Claudia ist wieder da. Heute gibt es ein besonderes Menü, eigentlich ist es kein Menü, denn es gibt all you can eat auf argentinisch: "tenedor libre". Salat vom Buffet (für mich bedeutet das: große weiße Bohnen, grüner Salat, Kartoffel-Gemüse-Mayonnaise, Möhren, Paradeiser), dazu werden immer wieder gebratene Fleischstücke an den Tisch nachgeliefert (Rind, Lamm, Huhn und würzige Würstl). Als Getränk passt Bier heute am besten, denn es war den ganzen Tag sehr warm und daher ist auch der Durst vorhanden. Als Abschluss genehmige ich mir noch ein Glas Tia Maria.

Glücklich und zufrieden spazieren wir zum Hotel zurück, wo die Nachtruhe - wie üblich - um 23 Uhr beginnt.

 

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