14. April 2007 - Samstag - Tag 21 |
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| Tarapacá ¦
Arica y Parinacota |
![]() Salpeterwerk Oficina Salitrera Santa Laura ![]() ![]() ![]() 30°C RN Pampa del Tamarugal › Pozo Almonte › Arica Die Zelte müssen gut verstaut werden, denn es ist das letzte Mal gewesen, dass wir sie während dieser Reise gebraucht haben. Beim Frühstück verzichte ich heute auf Fleischiges, denn es scheint wieder sehr warm zu werden. Da ist es doch besser, wenn ich zu Müsli und Obstsalat greife.
Der Vormittag steht unter dem Motto "Salpeter". Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in dieser Gegend das wertvolle Natriumnitrat, auch Chilesalpeter genannt, entdeckt. Es war zu dieser Zeit als Düngemittel, aber auch als Grundstoff für Schwarzpulver heiß begehrt. Damals gehörte diese Region Tarapacá noch zu Peru. Im Süden von Tarapacá grenzte Bolivien an, das mit der Region nördlich des 24. Breitengrades um Antofagasta, San Pedro de Atacama und Calama Zugang zum Pazifik hatte. Aufgrund von Steuerstreitigkeiten kam es zwischen Chile einerseits und Bolivien/Peru andererseits zum sogenannten Salpeterkrieg (1879-1883). Nach dem Sieg von Chile sowie dem Abschluss von Friedensverträgen wurden - bis auf eine kleine Änderung im Jahr 1929 - die heute bestehenden Grenzen gezogen. Bolivien verlor damit den Zugang zum Meer. Es wurde aber vereinbart, dass Arica und Antofagasta als Zollfreihäfen für Bolivien bestehen bleiben. Zurück zum Stoff, um den es eigentlich geht. 1872 wurde von James Humberstone die "Nitratgesellschaft von Peru" gegründet. Dieses Unternehmen begann mit dem Abbau von Salpeter und wurde eines der größten Werke in Chile. Es entwickelte sich ein eigenes Dorfleben mit Wohnhäusern für Höhergestellte, einer Arbeitersiedlung, einem Theater, einem Schwimmbad, einem Krankenhaus. Dieses "Dorf" wurde natürlich vom Unternehmen gesteuert, denn die Löhne wurden mit einem eigens geschaffenen Zahlungsmittel bezahlt. Dieses Geld konnte wiederum nur in der Oficina verwendet werden. In dem als Weltkulturerbe geschützten Salpeterwerk Humberstone halten wir uns lange auf. Außer uns sind fast keine Besucher unterwegs. Im kleinen Museum sind noch Alltagsgegenstände ausgestellt. Man bekommt einen guten Überblick über das Leben, das hier geführt wurde. Um 1930 ging der Salpeterabbau sehr stark zurück. Grund dafür war die Entdeckung des Kunstdüngers. Dadurch konnte Salpeter nicht mehr verkauft werden. Da es in der Folge noch schwieriger wurde, Salpeter abzusetzen, wurde die Anlage schließlich 1961 geschlossen. Ein ähnliches Schicksal widerfuhr dem benachbarten Salpeterwerk Santa Laura. Hier stehen lediglich noch die Gebäude, in denen Salpeter verarbeitet wurde. Unser Aufenthalt in Santa Laura dauert daher naturgemäß nicht mehr so lange. Nach einer Mittagspause am Bus starten wir zur Nachmittagsfahrt in die Grenzstadt Arica. Eine Schlucht um die andere wartet auf uns. Aber schon nach der ersten Schlucht fährt Jürgen auf einem Seitenweg weiter. Wo will er hin? Jetzt sollen wir auch noch ein Stück gehen. Was soll das? Aber am Rande der Schlucht wissen wir, warum wir diese Abzweigung genommen haben. Wir blicken auf die andere Seite der Schlucht. Auf der gegenüberliegenden Seite prangen die Geoglifos de Tiliviche, eine Anhäufung von riesigen Geoglyphen. Beinahe alles Tierdarstellungen. Nur ein "Läufer" ist darunter. Ob diese Darstellung auch so alt ist wie die anderen? Für mich mehr als fraglich. Als wir zum Bus zurückkehren, warten Martina und Christiane bereits mit einem Becher Eiskaffee auf uns. Lecker! Doch nun zu den Schluchten oder auch Schichtstufen, wie die cuestas übersetzt heißen. Die Straße nach Arica führt über insgesamt sechs cuestas: Tiliviche, Tana, Chiza, Camarones, Chaca und Acha. Mit unserem Bus dauert die Fahrt daher etwas länger als vermutet, denn es geht immer rauf und runter. Einerseits kann unser "Dicker", wie der Bus auch liebevoll genannt wird, bergauf nicht wirklich beschleunigen und bergab muss er bremsen. Nach einer Brücke bleiben wir kurz stehen. Die Reiseleiter haben neben der Straße eine eigenartige und in Südamerika sehr seltene Pflanzenart entdeckt - Riesenschachtelhalme. Diese Pflanze muss natürlich genauer unter die Lupe genommen werden. In der Cuesta de Chiza sind wieder einmal Geoglyphen an den Felsen, die wir natürlich auch fotografieren müssen. Wegen des gemächlichen Tempos und der Fotostopps kommen wir trotz "nur" etwa 250 Kilometer Fahrt ab den Salitreras erst gegen Abend im Hotel an. Damit hat sich für mich eine Lücke geschlossen. Mit der Ankunft in Arica wurden die ersten beiden Reisen in Südamerika sozusagen miteinander verbunden. Ich kann nun behaupten, die Strecke von der Laguna 69 in der Cordillera Blanca in Peru bis nach Punta Arenas ganz im Süden Chiles gefahren zu sein. Zur Feier dieses Ereignisses lasse ich mir wieder einmal einen Pisco Sour schmecken. Um 22.15 Uhr ist dann endgültig Schlafenszeit. ![]() |
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