9. April 2007 - Ostermontag - Tag 16

| Jujuy ¦ Antofagasta |


Salzgewinnung
Salinas Grandes




~20°C
(auf 4000 m)
Purmamarca › Susques › San Pedro de Atacama

Das heutige Programm bringt es mit sich, dass wir etwas früher aus den Federn müssen als sonst üblich. Bereits um halb sechs ist Tagwache. Daher fällt auch das Frühstück spärlicher aus als in den letzten Tagen.

Noch im Dunkeln brechen wir zur Überfahrt nach Chile auf. Über weite Serpentinen steigt die Ruta 52 bei den Altos del Morado bis auf 4170 Meter Seehöhe an, ehe sich bereits bei Tageslicht die Hochebene mit dem Salzsee

Salinas Grandes

vor uns ausbreitet. Von weitem sieht der weiße Fleck in der Landschaft eher unscheinbar aus, doch als wir die Überquerung des Salzsees beginnen, scheint die Straße endlos ins Nirgendwo zu führen. Auf dieser großen Salzfläche wird das weiße Kristall noch von Hand gewonnen. Doch heute am Ostermontag dürfte man auch in Argentinien nicht arbeiten. Ein kurzer Abstecher von der asphaltierten Hauptstraße bringt uns zu einer Salzgewinnungsstätte. Aus quadratischen Wasserbecken wird das Salz geschöpft.

Wir haben ausreichend Zeit, uns auf dem Salzsee umzusehen. "Umzusehen" ist vielleicht nicht das richtige Wort - es sieht doch alles gleich weiß aus. Möchte man meinen, aber auch Salzkristalle bilden unterschiedliche Formen. Natürlich muss ich auch einmal kosten, worauf ich da herumspaziere. Tatsächlich - es ist Salz. Pfui. Wie kann man so etwas nur pur essen;-) Zurück auf der Hauptstraße machen wir noch einen kurzen Halt beim Salzhotel. Ja, auch das Haus ist aus Salz, wie die Figuren davor - alles Salz!

Die Überquerung der Salinas Grandes haben wir geschafft. Jetzt müssen wir uns um die Zollformalitäten kümmern. Das heißt, Jürgen und Martin sind dafür verantwortlich. In Susques machen sie sich auf die Suche nach dem Zollamt. Doch in dieser Ortschaft gibt es, wie sie vermuten, kein Zollgebäude mehr, sondern vielmehr in Jama am Fuße des gleichnamigen Passes. Auch die argentinischen Grenzbeamten dürften in Feiertagsstimmung sein, zumindest was die Geschwindigkeit der Amtshandlung betrifft. Aber solche Kleinigkeiten muss man schon im Voraus einkalkulieren. Wir vertreiben uns die Wartezeit mit der Mittagspause.

Etwa 200 Kilometer sind wir heute schon unterwegs. Schon länger bewegen wir uns in einer Höhenlage um die viertausend Meter, einmal darüber, manchmal auch darunter, die nächsten ungefähr einhundert Kilometer meistens darüber. So befindet sich der Paso de Jama auf 4250 m und die Grenze selbst auf 4320 m. Wir sind in der

Puna

angekommen. Laut Wikipedia bedeutet das Wort Puna (aus der Sprache der Quechua und Aymara) "hohes Land" und ist die Bezeichnung für die Höhenstufe zwischen 4000 und 4800 Metern Seehöhe. Das Land wird weit, die Luft wird dünn, das Atmen fällt immer schwerer. Also, einen 100-Meter-Lauf möchte ich hier nicht mehr machen. Trotzdem werden im 3500 Meter hoch gelegenen La Paz (Bolivien) noch Fußballspiele abgehalten. Kein Wunder, dass dort die Gastmannschaften immer Schwierigkeiten haben!

Macht diese Höhenlage vielen Menschen zu schaffen, so fühlen sich manche Tiere erst hier richtig wohl. So kommen uns einige Vicuñas (dt. Vikunja) unter. Das Vicuña ist die kleinste und zierlichste Kamelart in Südamerika und lebt erst in Höhen über 3500 m. Es ist wildlebend und streng geschützt. Es darf zum Beispiel in Peru ausschließlich von den Indios zur Wollegewinnung gefangen werden. Aber auch das nur sehr begrenzt. Diese Wolle gilt als die seltenste und daher auch teuerste der Welt. Für einen Pullover aus Vikunjawolle legt man schon einmal 3000 Euro hin.

Die Straße steigt nach der Grenze erst richtig an. Beim Portezuelo Paranal bin ich am zweithöchsten Punkt angelangt, den ich bisher erreicht habe: 4836 Meter über dem Meeresspiegel. Also rund 30 Meter höher als der Gipfel des Mont Blancs. Das Land wird immer weiter und scheinbar flacher. Tiefblaue Wasser- und weiße Salzflächen auf der Erde und der dunkelblaue Himmel bilden einen starken Kontrast zur gelb-rot-grau-braunen Landschaft ringsum. Wir durchfahren gerade eine unwirkliche Gegend, einem Sandbild ähnelnd. Ob es auf dem Mond oder auf dem Mars auch so aussieht? Vermutlich nicht, aber eine Ähnlichkeit könnte schon gegeben sein.

Die gewonnen Höhenmeter müssen wir jetzt in die andere Richtung überwinden. Beinahe geradeaus fällt die Straße 2000 Höhenmeter nach San Pedro de Atacama ab, was den Bremsen naturgemäß einiges abverlangt. Den 5920 m hohen Volcán Licancabur rechter Hand immer im Blick, steuern wir geradewegs der Grenzstation in San Pedro zu. Wir erwarten einen Aufenthalt von einer bis zwei Stunden. Warum so lange? Weil die Chilenen oft das Gepäck untersuchen, ob nicht verbotenerweise Lebensmittel importiert werden. Und hier in San Pedro soll angeblich besonders genau geprüft werden. Aber es kommt dann gar nicht so arg wie befürchtet. Wir müssen zwar unsere Taschen ins Zollgebäude mitnehmen, aber nach einer halben Stunde haben wir die Prozedur hinter uns gebracht. Wir sind wieder in Chile angekommen.

Für die kommenden drei Nächte quartieren wir uns in San Pedro de Atacama ein. Von hier werden wir einige Ausflüge in die Umgebung durchführen. Doch nach dem langen Fahrtag haben wir uns erst einmal ein gemütliches Abendessen verdient, wozu wir ins Restaurant cKunna spazieren. Bei Livemusik, die ich in dieser Art nicht unbedingt brauche, genießen wir wieder einmal ein Glas Pisco Sour. Das muss sein, wir sind doch wieder in Chile!

Zurück beim Hotel packe ich das Stativ aus. Der klare Sternenhimmel ruft mein Interesse hervor. Ich wusste gar nicht, dass es die Milchstraße noch gibt. Aber sie ist noch da. Beim europäischen "Lichtsmog" kann man sie kaum noch erkennen. Doch hier in der Atacamawüste ist die Luft so klar, dass man beinahe alle Sterne, die man sehen kann, auch sieht. Darum wurden in dieser Region auch einige Sternwarten errichtet. Man hat einfach eine großartige Sicht ins Weltall. Mit dem Stativ versuche ich, eine Langzeitbelichtung durchzuführen. Auf den Bildern kann man zwar das Kreuz des Südens erkennen, doch für ein Abbild der Milchstraße war die Belichtungszeit dann leider doch zu kurz. Schade.

La Casa de Don Tomás • San Pedro de Atacama
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