14. Februar 2012 - Dienstag - Tag 15

| León ¦ Managua ¦ Masaya ¦ Granada |


Cráter Santiago
Volcán Masaya (635 m)
Parque Nacional Volcán Masaya




~32°C
León › La Paz Centro › Managua › Masaya › Granada


León

Franklin hat uns gestern noch auf den Weg mitgegeben, dass wir heute erst um 9 Uhr von unserem Reiseleiter abgeholt werden. Das trifft sich sehr gut, denn so können wir uns nach dem langen Tag ordentlich ausruhen. Beim Frühstück sieht die Welt schon wieder viel besser aus. Und ich lerne auch den Hotelchef, den Innviertler (Oberösterreich) Peter Waldsam kennen und erfahre von ihm, dass er Mitte der 1980er Jahre als Entwicklungshelfer nach Nicaragua kam - und blieb. Pünktlich um neun wartet bereits Martin auf uns, der uns durch Nicaragua leiten wird. Martin ist Münchner, er lebt aber schon lange in Zentralamerika. War er zuerst in Costa Rica, hat er sich nun in Nicaragua niedergelassen.

Zu Fuß starten wir zur Stadtbesichtigung von León. Gestern haben wir eigentlich nichts mehr mitbekommen, daher ist es jetzt umso erstaunlicher, dass wir gleich ums Eck bereits auf dem Parque Central, dem Hauptplatz der 160.000-Einwohner-Stadt, stehen. Wir haben also die Nacht mitten im Stadtzentrum verbracht. An der Ostseite des Platzes steht die Kathedrale, ihres Zeichens seit 2011 Weltkulturerbe. Nachdem uns Martin kurz die Geschichte und Politik von Nicaragua und der Stadt der Löwen (= León) erzählt hat, besichtigen wir die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaute Kathedrale. Das Innere dieses Gotteshauses ist nicht überladen, eher einfach gehalten. Wir schauen uns aber nicht nur das Hauptschiff an, sondern erklimmen auch das Dach der Kirche. Es bietet sich ein imposanter Anblick der Umgebung und Ausblick über die Dächer der Stadt. Umrahmt von Vulkanen, von denen der Cristóbal Rauchschwaden ausstößt, liegt León inmitten einer grünen Ebene.

Unser Rundgang führt uns weiter zu Wandmalereien, die die Geschichte des Landes darstellen, über Plätze und durch Gassen bis zum Hotel "El Convento". Dieses Hotel stand ursprünglich auf der Liste der Unterkünfte. Nachdem wir kurz einen Blick in die Rezeption und den Innenhof gemacht haben, denke ich mir, dass die Unterkunft aufgrund des Preisunterschiedes zum Hotel Austria gewechselt wurde. Dafür haben wir aber ein Essen zusätzlich bekommen.

Mir fällt während des Spazierganges durch die Stadt auf, dass die Leute irgendwie fröhlicher sind als in Guatemala. Und die Stadt scheint auch einen saubereren Eindruck zu machen als bisher besuchte. Aber dieser Eindruck wird sich bei der Fahrt übers Land wieder etwas relativieren. Es gibt tatsächlich einen Unterschied zu Guatemala. Das Bruttoinlandsprodukt ist in Guatemala zwar um einiges höher, aber das Geld dürfte viel schlechter verteilt sein. Es gibt dort einige sehr Reiche und viele Arme. Auch bilden die verschiedenen Völker der Maya keine Einheit. In Nicaragua ist es anders, denn hier ist der Großteil der Bevölkerung "gleich arm". Vielleicht macht sie das lebenslustiger. Ich habe jedenfalls diesen Eindruck, der sich in Granada noch verstärken wird.

Martin führt uns noch zum Museum des Dichters Rubén Darío, ein für Nicaragua sehr wichtiger Literat. Nach ziemlich genau 2½ Stunden kehren wir zum Hotel Austria zurück, wo bereits der Bus auf uns wartet. Das Gepäck wird diesmal im Bus verstaut, denn er scheint groß genug dafür zu sein, um die Koffer und die Passagiere im Inneren aufnehmen zu können.

Dieser Bus ist wieder gut klimatisisert, was die Reise über Land wieder sehr angenehm macht. Von León geht unsere Reise weiter nach Südosten zum zweitgrößten See des Landes, dem 1035 km² großen Lago de Managua, auch Xolotlán genannt. Am Südufer des Sees nutzen wir die Gelegenheit zu einem kurzen Zwischenstopp. Martin führt uns zu einem Rastplatz, von dem aus man den wolkenfreien Volcán Momotombo ungehindert fotografieren kann. Als ich mich auf das Bildermachen konzentriere und etwas abseits stehe, höre ich plötzlich, wie zwei Stimmen lauter werden. Wird da nur heftig diskutiert oder etwa sogar gestritten? Jedenfalls trägt es nicht zu einer guten Stimmung in der Gruppe bei, was hier geschieht. Ich glaube, es ging um "wenig Platz", "Kofferwegräumen" und "nicht anfassen". Die Lage scheint zu eskalieren, doch sie beruhigt sich - vorerst.

Auf unserer Fahrt nach Granada kommen wir auch durch Außenbezirke von Managua, der Hauptstadt des Landes. Unbeirrt setzen wir die Reise weiter, bis wir um etwa 13.30 Uhr endlich an einem Restaurant halten. Der Hunger ist schon groß. Wir lassen uns im Mi Viejo Ranchito nieder, um das Mittagessen zu genießen. Und es schmeckt wirklich gut. "Churrasco jalapeño", was schärfer klingt als es tatsächlich ist, habe ich mir bestellt. Beilagen zum gebratenen Rindfleisch sind Bohnenpüree, fritierte Bananen, Jalapeñostreifen und Reis. Kokosflan und Kaffee runden das Menü ab.

Es ist nun nicht mehr weit bis zu unserem nächsten Aufenthalt, der im

Parque Nacional Volcán Masaya

auf dem Programm steht. Es ist der gleichnamige Volcán Masaya, einer der wenigen Vulkane, zu dem man bis an den Kraterrand fahren kann. Der nur 635 Meter hohe Vulkan ist noch aktiv. Es raucht praktisch durchgehend aus dem Krater Santiago. Es soll auch manchmal zu intensiveren Eruptionen kommen. Daher muss man das Fahrzeug immer in Fahrtrichtung bergab parken. Wir haben leider nur 20 Minuten Zeit, die Umgebung zu erkunden. Doch es reicht, um bis zum Cruz de Bobadilla, einem Kreuz, das nach einem Priester benannt wurde, hinauf zu eilen und den Ausblick in den Krater und in die Umgebung zu genießen. Von hier oben sieht man sehr gut die Lavafelder, die einer der Ausbrüche hinterlassen hat.

Bevor wir den Nationalpark verlassen, führt uns Martin ins Besucherzentrum. In diesem Gebäude hören wir über Geologie, Fauna und Flora dieser Region. Das alles ist auf Schautafeln und Modellen sehr anschaulich dargestellt.

Nächstes Ziel ist die Stadt Masaya, genauer gesagt, der Markt im Zentrum der Stadt. Ungefähr eine halbe Stunde haben wir Zeit, den Markt zu erkunden. Ich finde mir hier nichts, nicht einmal ein paar Ansichtskarten, die ich vielleicht gekauft hätte. Eigentlich hätte es diesen Markt nicht mehr gebraucht. Verkaufsstände haben wir doch schon genug gesehen. Der Besuch einer Rumdestillerie wäre sicher interessanter gewesen. Leider steht so etwas nicht auf dem Programm.

Von Masaya fahren wir nach Catarina. Es gibt in diesem Ort einen tollen Aussichtspunkt über den Kratersee Laguna de Apoyo. Hinter dem See ist bereits die Stadt auszumachen, in der wir die nächsten beiden Nächte verbringen werden - Granada. Dahinter erstreckt sich bereits der große Lago de Nicaragua. Nicht nur unsere Gruppe, auch Amor mit seinen Pfeilen und ein Clown mit roten Herzen sind auf dem Aussichtspunkt unterwegs. Warum Amor, warum rote Herzen? Heute ist Valentinstag! Dieser Tag wird hier groß beworben. Es ist kühl und windig geworden. Daher bleiben wir nicht sehr lange und begeben uns auf das letzte Stück der heutigen Reise. Am Rande von

Granada

machen wir noch einen Abstecher in einen Supermarkt. Neben ein paar Flaschen Wasser finde ich auch endlich eine Flasche Rum. Es soll ein Geschenk für meinen Bruder sein, der bald seinen Geburtstag feiern wird. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich einen "Flor de Caña" bei uns zu Hause auch so einfach kaufen kann. Diese Sorte Rum soll nämlich eine der besseren sein - das meint zumindest Martin.

Auf der Fahrt zum Hotel kommen wir am nahegelegenen Restaurant vorbei, in dem für uns das Abendessen reserviert worden ist. Martin wird uns nicht begleiten, daher zeigt er uns schon einmal vorab den Weg. Nachdem wir uns noch schnell frischgemacht haben, spazieren wir grüppchenweise zum Lokal. Auf dem Weg dorthin kommen wir auch über den Parque Central, den Hauptplatz der Stadt, und an der Kathedrale vorbei. Auf dem Platz ist viel Bewegung und auch eine Bühne ist neben der Kathedrale aufgebaut. Granada richtet gerade ein Internationales Dichterfestival aus. Und irgendwie kommt mir der Mann auf dem Podium mit seiner Baskenmütze bekannt vor. Wer das nur sein mag? Ich grüble und grüble. Es ist zwecklos, sein Name fällt mir nicht ein.

Um 19.30 Uhr sind wir schließlich alle im Restaurant versammelt und harren der Dinge, die da noch kommen - oder auch nicht. Es soll von einem Franzosen neu eröffnet worden sein. Neben uns hat noch eine zweite Gruppe deutsch(sprachig)e Touristen im Innenhof des Restaurants Platz genommen. Sowohl Getränke als auch Salat werden bald serviert, der Kellner bringt aber beinahe alles separat. Doch jetzt heißt es: warten - warten - warten. Über 1½ Stunden dauert es, bis das - vorbestellte (!) - Essen serviert wird. Mein gedünsteter Fisch ist nicht einmal nach dieser langen Zeit durchgegart. Zusätzlich fehlen die Beilagen. Das Bezahlen dauert eine gefühlte Ewigkeit. Der Kellner geht jede Rechnung extra holen und auch beim Wechselgeld verhält es sich so. Also mit diesem Restaurant bin ich nun überhaupt nicht zufrieden.

Auf dem Rückweg zum Hotel kommen wir wieder zum Parque Central. Der Platz ist immer noch voll. Kein Wunder, spielt da doch Musik. Wie ich dem Programmheft entnehmen kann, ist es Luis Enrique Mejía Godoy, der seine Lieder zum Besten gibt. Es dürften seine größten Hits sein, die er singt. Eines der Lieder, das mir in Erinnerung geblieben ist, habe ich zum Titellied dieser Reise gemacht. Eine gelassene und heitere Stimmung macht sich auf dem Platz breit, manche von uns finden sogar neue "Freunde". Mittlerweile ist auch meine Unzufriedenheit nach dem Restaurantbesuch verflogen.

Den Abschluss des Tages bildet die schon fast alltägliche Rumkonferenz, die heute am Swimmingpool im Innenhof des Hotels abgehalten wird. Daher verzögert sich das Schlafengehen wieder einmal bis nach Mitternacht.

Hotel Patio del Malinche • Granada


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