11. Februar 2012 - Samstag - Tag 12

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Joya de Cerén




~33°C
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Die heutige Tagestour beginnt schon ein wenig früher als sonst, so gegen ¾ 8. Die Hauptstadt haben wir bald hinter uns gebracht. Vor uns liegt das Asphaltband der Panamericana. Die Gegend wird immer trockener und die Vegetation bräunlich, ab und zu unterbrochen durch blühende Bäume. Das Verkehrsaufkommen hält sich in Grenzen, sogar Radrennfahrer im Training finden auf der Straße Platz. Da die Panamericana einen Umweg macht, biegen wir auf die CA-8 ab und kommen durch eine noch einsamere, landwirtschaftlich geprägte Region. Am Straßenrand findet man Ananas-Verkaufsstände, in etwas weiterer Entfernung liegen Kaffeekirschen zum Trocknen aus.

Nach einem Stopp an einer Tankstelle sind wir auch bald an der Grenze angelangt. Wieder einmal anstellen - einmal den Ausreisestempel holen und dann den Einreisestempel. Diesen gibt's aber nur auf Anfrage, denn irgendwie haben die Länder Zentralamerikas ein Abkommen geschlossen. Trotzdem muss man an jeder Grenze einen Zettel ausfüllen, jeweils einen bei der Ausreise und einen bei der Einreise. Neben Namen und Reisepassnummer will man wissen, woher man kommt und wohin man geht. Es ist immer das gleiche Formular. Dieses System zieht sich durch bis Panama. Man könnte sich einen Stempel machen lassen, dann müsste man nicht so viel schreiben.

Aber auch diese kleinen Hürden werden von uns geschafft. Willkommen in El Salvador! Geldwechsel ist hier nicht notwendig, denn offizielles Zahlungsmittel ist der US-Dollar. Was mir schon kurz nach der Grenze auffällt ist der Unterschied auf und neben der Autobahn. Nicht nur, dass die Straße durchgehend zweispurig und viel besser asphaltiert ist als in Guatemala, sind auch die Häuser nicht direkt an die Straße gebaut, sondern eher USA-mäßig durch einen Grünstreifen getrennt oder sogar noch weiter weg von der Fahrbahn. Man merkt eigentlich gar nicht, dass El Salvador als kleinstes Land Zentralamerikas jenes mit der höchsten Bevölkerungsdichte ist. Was aber auch auffällig ist, ist die ständige Polizeipräsenz an der Straße. Es sind immer größere Gruppen, die den Verkehr und dessen Teilnehmer kontrollieren. Nicht nur Straße und Lebensart, auch die Vegetation hat sich geändert. Es ist nicht mehr so trocken wie zuvor. Im Widerspruch dazu werden die Temperaturen immer höher und die Wolken weniger. Beginnt vielleicht nun endlich die Trockenzeit?

Bei Santa Ana, der drittgrößten Stadt des Landes, erreichen wir wieder die Interamericana. Wir folgen dieser Route noch rund dreißig Kilometer, bis wir nach Norden abbiegen und um kurz vor halb eins das Pompeji Amerikas, die Ausgrabungsstätte


Joya de Cerén

erreichen. Die Besichtigung - Moment! Zuerst muss die Flagge fotografiert werden. Da kein Wind das Tuch bewegt, hilft Hans aus, der mit einer Holzstange die Flagge in die Höhe hält. Dankeschön! - So. Jetzt können wir besichtigen. Mit Jaime, dem einheimischen Führer, drehen wir eine Runde durch das gekühlte Museum, in dem einige wunderbare Fundstücke ausgestellt sind. Was ist nun Joya de Cerén? Es ist eine Stadt der Maya, die um das Jahr 600 durch einen Vulkanausbruch zur Gänze mit Asche überdeckt wurde. Es wird angenommen, dass die Bevölkerung genug Zeit hatte, die Flucht zu ergreifen, da man noch keine menschlichen Überreste gefunden hat. Bei privaten Grabungsarbeiten in den 1970er Jahren wurden erste Fundstücke entdeckt. Durch den Bürgerkrieg in den 1980er und frühen 1990er Jahren wurden die archäologischen Arbeiten unterbrochen. Erst danach konnten Gemäuer weiter freigelegt werden. Joya de Cerén wurde 1993 unter den Schutz der UNESCO gestellt.

Im Gegensatz zu den riesigen Tempelanlagen, die wir bisher besucht haben, dienten diese Gebäude dem einfachen Volk. Auf unserem etwa halbstündigen Rundgang durch die kleine Anlage sehen wir auch den Nationalvogel El Salvadors, den Motmot, aber auch Cashew- und Kakaofrüchte.

Die Anlage ist zu klein, um sich länger hier aufhalten zu können. Wir ziehen daher weiter, zurück zur Panamericana, ehe wir nach rund 50 Kilometer wieder nach Norden fahren. Es dürften Wahlen in El Salvador anstehen, denn wozu sonst gibt es soviel Wahlwerbung? Mit lauter Musik fahren die Anhänger der fmln auf Pickups durch die Straßen mancher Orte. (Anm.: Die Wahlen zum Parlament haben am 11. März 2012 stattgefunden.) Am Nachmittag erreichen wir schließlich den lieblichen Ort

Suchitoto

am Ufer des großen Stausees Cerron Grande. Suchitoto ist architektonisch interessant, denn es stehen noch viele Gebäude in spanischem Baustil um den Hauptplatz, so auch die Kirche, und hat sich nach dem Bürgerkrieg zu einem der wichtigsten Tourismusorte des Landes entwickelt. Wir halten für ein paar Minuten auf dem gepflasterten Hauptplatz und werfen einen Blick in die Kirche. Zu unserer großen Überraschung ist gerade eine Hochzeit im Gange. Wir wollen nicht länger stören.

Schon nach einer Viertelstunde ziehen wir weiter zum nicht mehr weit entfernten Hotel am Ortsrand. Das Hotel ist eher eine weite Anlage. Bevor wir die Zimmer beziehen können, sollen wir bereits das Frühstück aussuchen. Als ich ins Zimmer komme, traue ich meinen Augen nicht: Zimmer mit Aussicht, und welch herrliche noch dazu. Ein wunderschönes Panorama tut sich vor mir auf. Manche meinen, es gebe in Afrika auch so ähnliche Landschaften.

Da heute ein richtig heißer Tag war und es am Abend noch immer so gegen 25 °C hat, mache ich auch einmal einen Besuch im Pool, denn eine Abkühlung tut gut. Zum Abendessen mit Fernblick setze ich mich heute zu Müllers. Lomo in Rotweinsauce, Gemüse, Folienkartoffel, verschiedene Saucen und Rotwein - so sieht das Menü bei Sonnenuntergang aus. Als Abschluss noch ein großer Becher Piña Colada - endlich Urlaub zum Genießen! Naja, war bis jetzt auch nicht schlecht. Als sich dann Günter auch noch dazusetzt, dauert das Plaudern noch ein wenig länger. Lang genug für eine zweite Piña. Wieder im Zimmer angekommen, leuchtet der Mond ganz gold beim Fenster herein. Das schreit doch förmlich noch nach einem Foto. Es ist aber gar nicht leicht, den Mond scharf zu fotografieren, denn er bewegt sich sehr schnell. Begeistert von der Umgebung bin ich erst um kurz vor elf im Bett.

Hotel El Tejado • Suchitoto


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