9. Februar 2012 - Donnerstag - Tag 10

| Sacatepéquez ¦ Chimaltenango ¦ Quiché ¦ Sololá |


Stoffe auf dem Markt von
Chichicastenango




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Nach zehn Tagen habe ich mich bereits an das alltägliche Aufstehen um etwa 6.30 Uhr gewöhnt. Heute passe ich auf, dass ich beim Frühstück nicht zu kurz komme. Wir handeln an unserem Tisch mehr raus, auch Obst und Bratkartoffeln gibt es dazu.

Pünktlich um 8 Uhr fahren wir vom Hotel ab, denn heute verlassen wir die alte Hauptstadt in Richtung Nordwesten. Ein kurzer Blick nach Süden macht mich froh: der Volcán de Agua präsentiert sich heute wolkenfrei. Die beiden anderen sehe ich nicht. Ob sie auch ohne Beeinträchtigung zu sehen sind? Auf der Fahrt raus aus der Stadt lüftet sich das Geheimnis. Alle drei Vulkankegel stehen frei. Und der Fuego macht seinem Namen alle Ehre - er raucht noch immer.

Mittlerweile sind wir wieder auf der Hauptstraße CA-1, der Panamericana, unterwegs. In Zentralamerika wird sie jedoch Interamericana bezeichnet. Diese Straße führt in dieser Region bei Chimaltenango durch ein großes Gemüseanbaugebiet. Kürbisse, riesige Möhren, Kraut und Kohlrabi werden hier geerntet. Dazupassend erzählt uns Olga vom System der Landvermehrung, das es in Guatemala gegeben hat und anscheinend immer noch in dieser Form gibt. Sie berichtet davon, dass es vorkommt, dass Kinder entführt werden. Um das Lösegeld auftreiben zu können, sehen sich die Eltern veranlasst, Grund zu verkaufen. Diese Grundstücke werden natürlich nicht von anderen Kleinbauern erworben, sondern von den Großgrundbesitzern, die vielleicht schon mit ihren Gründen angrenzen und so ihr Gebiet erweitern. Es gibt sie eben immer noch, die traurigen Geschichten in Guatemala.

Auf einer gut ausgebauten, zweispurigen Straße kommen wir rasch voran, nur unterbrochen durch einen kurzen Aufenthalt an einer Raststätte. An einem Aussichtspunkt haben wir endlich Gelegenheit, das wunderbare Panorama mit den drei Vulkankegeln und mit landwirtschaftlichen Flächen im Vordergrund abzulichten. Wir kommen vorbei an vielen Marktständen, die direkt am Straßenrand aufgebaut worden sind, und verlassen die Interamericana, um ein paar Kilometer nach Norden zu fahren. Über steile Serpentinen bergab erreichen wir nach insgesamt etwa drei Stunden Fahrt den überlaufenen Ort

Chichicastenango

im Departamento Quiché. Chichi - so die Kurzform - ist berühmt für seinen typischen Maya-Markt des Quiché-Volkes. Um nicht verloren zu gehen, vereinbaren wir einen Punkt, an dem wir uns wieder treffen. Durch das Gewusel vieler Menschen treiben wir durch die Straßen des Ortes, beiderseits umgeben von vielen Ständen, wo man natürlich alles, was man braucht oder auch nicht braucht, kaufen kann. Beeindruckend ist die Gemüse- und Obsthalle, in der wir das bunte Treiben von der Galerie aus beobachten können. Die Frauen tragen stolz die Röcke mit ihrem Stammesmustern. Vom ersten Stock der Halle sieht man erst das Ausmaß des Marktes. Wellblechdächer überspannen die Stände. Wir ziehen weiter durch das Gewühl. Noch sind wir alle zusammen! An einer Ecke werden Bananen angeboten, man sieht Säcke voll schwarzer Bohnen und es wird Fleisch gebraten. Ob das auch gut schmeckt? Werner scheut sich nicht, davon zu kosten. Auch ich versuche mich am Churrasco und an vier kleinen Tortillas. Das Fleisch ist schon sehr zäh - zumindest die erste Hälfte. Der Rest lässt sich dann recht gut beißen. Unterwegs höre ich, dass Olga gemeint haben soll, dass sie auf diesem Markt nichts essen würde. Na, mal schauen, ob es mein Magen verträgt. Übelkeit macht sich zumindest keine bemerkbar. Zur Sicherheit nehmen Werner und ich später im Bus einen Schluck Rum.

Wir statten auch der Kirche von Chichicastenango einen Besuch ab. Das Besondere in diesem Gotteshaus ist das schwarze Holz. Diese dunkle Färbung entsteht durch das Abbrennen von Weihrauch. Leider darf man hier drinnen nicht fotografieren.

Da noch ein wenig Zeit bleibt bis zur Abfahrt, suchen wir noch ein Café auf. Das Service ist total überfordert, da der Laden komplett voll besetzt ist. Trotzdem bekommen wir noch das Gewünschte. Um 14 Uhr treffen wir uns wieder beim vereinbarten Hotel.

Über die steile Straße kehren wir zurück zur Interamericana, die wir aber nach wenigen Kilometern wieder verlassen und von der Hochebene hinab auf 1560 Meter Seehöhe nach Panajachel am Atitlánsee fahren. Obwohl ich noch nie in Ligurien war, stelle ich mir vor, dass es dort an der Küste ähnlich steil nach unten geht, wie hier bei Sololá.

Panajachel

Bevor wir das Quartier erreichen, drehen wir noch eine kleine Runde durch den Touristenort. Dabei erspähe ich einen Stoffaffen, der an einem der vielen Stände hängt. Ob das etwas für meine kleine Nichte ist? Nach dem Einchecken treffe ich mich wieder einmal mit Elke und Werner zu einem Spaziergang durch den Ort. Wir sind auf der Suche nach dem Affen, nach Ansichtskarten und Geldautomaten. Unterwegs stören wir einen Holländer bei seinem Abendessen und erfahren, dass er von Río Dulce hierher gefahren ist. Dort ankert sein Boot, aber nicht auf Catamaran Island, wo wir geschlafen haben. Dieses Lokal, in dem unser "neuer Freund" gerade speist, sieht nett aus, das wollen auch wir zu späterer Stunde aufsuchen. Elke findet ihren Geldautomaten, ich meine Ansichtskarten. Den Kauf des Affen verschiebe ich bis nach dem Essen, dafür finde ich eine Flasche Rum. Ich muss doch für Nachschub sorgen, denn Werners Flasche wird schon bald leer sein.

Die Zeit ist reif, um im "Café Bombay" einzukehren. Es ist ein nettes kleines Lokal. Ich bin schon gespannt, was ich mir da bestellt habe. "Pepina negro" heißt meine Wahl. Aber zuvor gibt es für alle als Vorspeise eine Kartoffel-Linsen-Karotten-Suppe mit verschiedenen Gewürzen und Saucen in unterschiedlichen Schärfegraden dazu. Diese Vorspeise bekommt hier jedermann. Was ist nun "pepina negro"? Es besteht aus einer Bohnen-Zimt-Sauce, diversem Gemüse, Curryreis, Guacamole, Tamales (?). Wie wir später erfahren werden, ist das Café Bombay ein vegetarisches Restaurant. Ach darum gab's kein Fleisch! Ist mir gar nicht aufgefallen, aber es hat mir auch nicht gefehlt, denn das zähe Steak in Chichi hat mir anscheinend gereicht. Während des Essens werden wir immer wieder von Straßenhändlern gestört, was naturgemäß nicht sehr angenehm ist. Aber auch ein kleiner Junge kommt daher. Es ist der Sohn der Köchin, der am frühen Abend von der Schule nach Hause kommt.

Beim Aufbruch vom Restaurant müssen wir feststellen, dass es leicht tröpfelt. Aber nicht nur das, sondern auch Donner hallt durch die Gegend. Also nichts wie schnell zurück zum Hotel. Dort angelangt, treffen wir auf Günter. Ich setze mich noch auf zwei Bierlängen zu ihm und schreibe nebenbei ganz schnell meine zwei soeben gekauften Karten. Dann kann ich sie morgen gleich aufgeben. Das Gewitter hat sich wieder verabschiedet, als ich mich um etwa 22 Uhr auf den Weg ins Zimmer mache. Aber was ist jetzt los? Die Tür ist versperrt und ich habe keinen Schlüssel mit. Aber gottseidank ist Werner noch wach. Vor der Nachtruhe um ¾ elf mache ich noch die Notizen des Tages.

Hotel Cacique Inn • Panajachel


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