26. September 2012 - Mittwoch - Tag 18

| Western Cape |


Landschaft bei Zoar/Amalienstein
Little Karoo




~20°C
Oudtshoorn › Calitzdorp › Barrydale › Swellendam › Caledon › Franschhoek › Kaapstad

Nicht einmal sechs Stunden Nachtruhe habe ich hinter mir. Aber bei kühlen Temperaturen schläft man ja bekanntlich schneller. Der Hunger hält sich dafür in Grenzen. Nachdem ich das Zelt zum letzten Mal eingepackt habe, nehme ich zum Frühstück nur ein Häferl Kaffee. Um 7.15 Uhr sind wir schon auf Achse nach Oudtshoorn, wo wir einen Tankstopp für die heutige lange Etappe einlegen.

Little Karoo
Kleine Karoo

Von Oudtshoorn geht es nun westwärts auf der R62, einer gut ausgebauten Landstraße. Sie führt mitten durch die Kleine Karoo, einem weiten, trockenem, von Bergen umrahmten Landstrich. Niedrige Büsche und blühende grüne Wiesen prägen das Landschaftsbild. Bäume sind nicht viele zu sehen. Wettertechnisch haben wir es ganz gut getroffen. Dünne Wolken bedecken teilweise den Himmel. Nur von Süden her, also von der Küste, wälzt sich eine Wolkenfront zwischen den Bergen hindurch. Es dürfte sich dabei um eine Föhnwelle handeln, denn wie abgeschnitten lösen sich die Wolken am Nordabhang der Berge auf. Jedenfalls sieht das Schauspiel sehr imposant aus.

Vom fahrenden Auto aus gibt es links und rechts der Straße immer wieder Interessantes zu fotografieren. Vorbei an Calitzdorp windet sich die Straße über den Huisrivier Pass nach Zoar/Amalienstein und Ladismith. Farmgebäude im typisch südafrikanischen Baustil stehen inmitten der Grünflächen. Von Norden her grüßen Schneefelder von den über 2200 Meter hohen Kleinen Swartbergen.

Schließlich erreichen wir den kleinen Ort Barrydale. Bevor wir in die Wolken auf der anderen Seite der Berge fahren, legen wir hier in "The Blue Cow" eine Kaffeepause ein. In unserer Gemeinschaftskasse dürfte also noch ein wenig Geld vorhanden sein;-) Ich genieße die Pause bei Cappuccino und Muffin mit Butter, Marmelade und Käse. Vom Sitzplatz auf der Veranda haben wir einen schönen Blick über den Teich, in dem ein paar Enten schwimmen. Eigentümerin der "Blauen Kuh" ist eine schon vor vielen Jahren ausgewanderte Deutsche. Sie ist zwar gerade nicht hier, wird aber von einer anderen deutschen Auswanderin vertreten.

Über den nur 351 Meter hohen Tradouws Pass wechseln wir von der Kleinen Karoo auf die Südseite der Bergkette. Das Wetter ändert sich schlagartig von wolkenlos zu bedeckt. Aber auch die Landschaft ist eine andere. Durch eine wildromantische Schlucht kommen wir wieder auf die N2. Vorbei an Swellendam ziehen wir durch eine Hügellandschaft weiter bis Caledon. Diese Gegend ist landwirtschaftlich geprägt mit Rindern und Schafen auf weiten Wiesen und Äckern.

Wir biegen nun ab auf die R43 nach Norden. Mittlerweile hat sich die Bewölkung wieder gelockert. Doch hinter dem Theewaterskloof Daam droht die nächste Föhnwelle, viel größer und mächtiger als jene vom Vormittag. In der Nähe des Stausee-Ufers mit Sandstrand finden wir einen schönen Platz für die Mittagspause um 14 Uhr, auch wenn sich dieser Platz direkt an der Straße befindet. Hinderlich beim Brote schmieren ist nur der Wind, der von Norden her pfeift. Nach nur einer halben Stunde müssen wir weiter. Die Straße führt direkt in die Nebelwand hinein. Wow! Also, diese Wolkenwelle sieht aus wie ein 300 Meter hoher Tsunami. So etwas habe ich überhaupt noch nie gesehen. Wenn man nicht wüsste, dass es nur Wolken sind, müsste man direkt Angst haben.

Franschhoek



(Link)

Über den Franschhoek Pass erreichen wir den Weinort Franschhoek, wo uns Helmo zum Weingut Haute Cabrière führt. Hier hat er eine Weinverkostung und eine Führung durch den Keller organisiert. Begrüßt werden wir von der Chefin Hildegard von Arnim, einer Deutschen. Sie erzählt uns allerlei über die Geschichte des Weingutes, wie ihr Mann und sie dieses Anwesen erworben haben, der alten preußischen Adelsfamilie ihres Mannes, über die Erweiterung des Weingutes, aber auch über die Probleme Mitte der 1990er-Jahre während der politischen Wende in Südafrika. Natürlich gibt es auch den selbst entwickelten Sekt, der nach dem Gründer des Weingutes Pierre Jourdan bezeichnet worden ist, und verschiedene Weine zu verkosten. Es sind alles recht leichte Weine, gut, aber trotzdem nicht ganz nach meinem Geschmack.

Eineinhalb Stunden lang verbringen wir auf dem Weingut, ehe wir die letzte Etappe der heutigen Fahrt in Angriff nehmen. Die an den Bergen hängende Wolkenfront lässt nun auch das Wasser aus. Es regnet, als wir auf der Autobahn N1 von Nordosten nach Kapstadt einfahren.

Kaapstad
Cape Town | iKapa
Kapstadt

Unser Quartier finden wir am Nordabhang des Tafelberges. Doch das Einchecken fällt nicht ganz leicht. Auf dem beinahe überfüllten Parkplatz darf Helmo mit Wagen und Anhänger nicht stehenbleiben. Es ist - auch aus Sicherheitsgründen - besser, das Auto in den Hinterhof zu überstellen. Wenn das nur so einfach wäre, denn das Tor wird uns nicht sofort geöffnet und hinter uns warten schon andere Autos in der schmalen Straße. Helmo muss daher noch eine Runde um den Block drehen und Babsi, Melanie und ich sind noch im Auto drin. Beim zweiten Anlauf wird uns das Tor dann doch geöffnet. Jetzt können wir uns für die letzten beiden Nächte dieser Reise niederlassen.

Zum Abschluss des langen Fahrtages steht nur mehr das Abendessen auf dem Programm. Helmo kocht nicht selbst, sondern wir gehen heute in ein Restaurant. Auch seine Frau Yvonne ist mit dabei. Sie ist auch "Schutzschild", denn nächtens in Kapstadt kann es schon einmal gefährlich werden. Aber Helmo und Yvonne achten darauf, dass wir auf unserem Marsch durch die Stadt alle beisammen bleiben. Mama Africa heißt der Schuppen, wohin uns die beiden führen. Der Name klingt schon einmal sehr vielversprechend. Da drin wird es sicher etwas Interessantes zu essen geben. Und so ist es auch. Ich bestelle mir Mama's Mixed Game Grill (oder so ähnlich). Wenn nur nicht der Lärm der Livemusik und des Gesangs wäre. Anderen gefällt's aber. Grundsätzlich habe ich auch nichts gegen die Musik an sich, aber DIESE Lautstärke! Man braucht zur Konversation am Tisch schon fast ein Megaphon, damit man sein Gegenüber überhaupt noch versteht. Das Essen entschädigt dann aber für entgangene Freuden. Was ist nun alles dabei beim gemischten gegrillten Wild? Da gibt es Krokodil-Spießchen (naja), Strauß-Spießchen (gut), Kudu- und Springbock-Steaks (sehr gut) und ein kleines würziges Würstchen liegt auch noch auf dem Teller.

Satt, aber fast taub (zumindest ich), treten wir bei Regen den Rückweg zum Quartier an. Zum Glück habe ich meinen kleinen Regenschirm mit dabei, der aber nur teilweise nützt. Unterwegs werden wir zudem noch von Jungs belästigt, die auf der Suche nach ein paar Rand sind. Wir kommen aber unversehrt, nur etwas nass, im Quartier an. Kurz vor Mitternacht bin ich unter der Decke verschwunden.

iKhaya Lodge • Kaapstad | Cape Town | iKapa
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