5. Juni 2014 - Donnerstag - Tag 8

| Kotor |


Aufstieg zu Sveti Andrija




~28°C
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Marco hat uns bereits gestern darauf hingewiesen, dass es heute ziemlich warm werden wird und wir viel zu trinken brauchen werden. Schon vor dem Frühstück trage ich daher ausreichend Sonnencreme auf, was sich noch als vorteilhaft herausstellen wird. Für die anstrengende Wanderung will ich gerüstet sein und suche mir deswegen etwas Deftigeres vom Buffet aus, Speck und Ei usw. Vor Abfahrt habe ich noch ein paar Minuten Zeit, die ankommenden Kreuzfahrtsschiffe zu beobachten.


Orahovac › Sveti Andrija › Perast

Um 8 Uhr starten wir mit Taxis etwa sechs Kilometer nach Orahovac, dem Ausgangspunkt der Wanderung. Tour Nummer 6 im Wanderführer von Marcus und Rosemarie Stöckl steht heute auf dem Programm. Ein Marsch von Null auf 743 Meter und wieder zurück auf Meereshöhe wartet auf uns. Schon beim Abmarsch zeigt das Thermometer ungefähr 20 °C an und Wolken sind Mangelware. Es sieht so aus, als ob die nächsten Stunden schwitzen angesagt sein wird. Anna verzichtet heute aufs Wandern. Sie wird erst zum Abendessen wieder dabei sein.

Es geht gleich einmal steil los auf einer Asphaltstraße durch die Siedlung, die in den Hang gebaut wurde und noch immer gebaut wird. Am Ende der Siedlung geht die Straße über in einen alten, gepflasterten Weg. Auf unzähligen Serpentinen steigen wir höher und höher, zuerst schön schattig durch den Wald. Später ist der Weg von Sträuchern und Gestrüpp gesäumt. Wie gestern sind auch heute einige Ziegen (mit ihrer Hirtin) unterwegs auf Futtersuche. Während des Aufstiegs bieten sich immer wieder sensationelle Ausblicke über die von Bergen umrahmte Bucht nach Kotor, im Hintergrund ragt das Lovćen-Gebirge auf.

Natürlich legen wir auch Pausen ein, schon deswegen, dass diejenigen, die fotografieren (so wie ich ), hinterherkommen. Aber auch Trinkpausen sind herzlich willkommen. Nach etwa zwei Stunden erreichen wir die erste Anhöhe, die von der verfallenen ehemaligen Gendarmeriekaserne Jezević überragt wird. Wir wandern jedoch in die andere Richtung, zuerst relativ eben durch ein Wäldchen, dessen Schatten wir zum Rasten und Abkühlen nutzen, anschließend über offenes Gelände und blühende Wiesen weiter bergauf. Da wir nun hinter den Bergkamm gekommen sind, ist von der Bucht nichts mehr zu sehen. Als wir den Kamm erreichen, liegt uns der südlichste Fjord Europas wieder zu Füßen.

Der höchste Punkt dieser Wanderung, die Festung Sveti Andrija auf der Anhöhe von Vranovo Brdo, ist schon im Blickfeld. Genau zu Mittag sind wir auf 743 Meter über dem Meer angelangt. Hier ist der Begriff "über dem Meer" wirklich treffend.

Es ist der richtige Platz und die richtige Zeit, die gestern gekauften Bananen und Kekse zu verspeisen - und viel zu trinken. Ich kann nicht anders, als einen kurzen Streifzug durch die alten Mauern zu machen. Und von oben herabblickend auf die rastende Gruppe ist mein Objektiv "schlau und böse" .

Nach einer 45minütigen Pause beginnt der Abstieg. Im Zick-Zack-Stil wurde in der k.u.k.-Zeit der Weg angelegt. Es dürften so an die hundert Serpentinen sein, die wir am Ende bezwungen haben werden. Nur sehr selten ist der Weg im Schatten, die Sonne kann daher ihre ganze Kraft entfalten. Ich merke, dass man auch beim Bergabwandern richtig müde werden kann. Der Weg ist aber teilweise so verwachsen, dass Marco einmal meint, er habe sich vergangen. Dem ist aber nicht so, der Weg ist einfach fast nicht mehr erkennbar. Blühende Kakteen und über dem Weg hängende Spinnen begleiten uns bis nach Perast, das wir nach 2 ½ Stunden Abstieg leicht durstig erreichen. Nach einer kurzen Besichtigung des Ortes abseits der Hauptstraße legen wir an der Uferpromenade eine Kaffee- und Bierpause ein, um den müden Gliedern eine Auszeit zu vergönnen.


Gospa od Škrpjela

Perast vorgelagert sind zwei Inseln, eine natürliche (Sveti Đorđe) und eine künstliche (Gospa od Škrpjela). Über Jahrzehnte hinweg wurde aus einem Felsen eine Insel, da die Bewohner von Perast ein Marienbild, das auf dem Felsen gefunden wurde, mit Steinen versenken wollten. So steht es im Reiseführer beschrieben. Anscheinend gelang es nicht, das Bild zu versenken. So entstand die Insel Gospa od Škrpjela, auf der im 17. Jahrhundert mit dem Bau der Kirche zur Hl. Maria vom Felsen begonnen worden war. Erst knapp 100 Jahre später wurde die Kirche fertiggestellt.

Per Boot (wie sonst ) setzen wir zur künstlichen Insel über. In der Kirche werden wir von einer jungen Frau empfangen, die uns in deutscher Sprache die Geschichte von Insel und Kirche erzählt. Der Kirche ist ein kleines Museum angeschlossen, dem wir auch einen kurzen Besuch abstatten.

Nach dem kulturellen Intermezzo bringt uns ein anderes Boot nicht mehr nach Perast zurück, sondern auf direktem Weg zum Hotel. Vorher jedoch lassen wir ein Kreuzfahrtsschiff passieren, das durch die nur etwa 300 Meter breite Engstelle Verige die Bucht verlässt. Vom Boot kann man die heutige Wanderung sehr gut nachvollziehen. Die Festung auf Vranovo Brdo ist gut zu sehen.

Erst beim zweiten Versuch, das Boot am Kai anzulegen, kann der Kapitän das Wassertaxi bändigen und so in Stellung bringen, dass wir nach etwa 45 Minuten Fahrt wieder an Land gehen können. Es ist bereits 17:30 Uhr. Nach einer ausgiebigen und erfrischenden Dusche und nach ein paar Minuten Rasten steht schon wieder ein Transfer an. Das Abendessen in


Kotor

wartet bereits auf uns. Wir sind im gleichen Restaurant wie gestern zu Gast und es ist auch wieder so gedeckt. Doch da der Wind sehr stark ist, ist es unser Wunsch, das Essen in die Innenräume des Lokals zu verlegen. Ich habe den Eindruck, dass dieser Wunsch beim Bedienpersonal augenscheinlich wenig Anklang findet. Trotzdem ist es besser, wenn beim Essen nicht alles durch die Gegend fliegt, was nicht niet- und nagelfest ist.

Es handelt sich zwar um ein Fischlokal, aber das gleiche Menü wie vor 24 Stunden brauche ich dann doch nicht mehr. Ich steige auf Fleisch um, die Beilagen sind ohnedies die gleichen. Als es ums Zahlen geht, muss bzw. darf ich mir von Marco etwas leihen, denn mein 100 Euro-Schein (was anderes habe ich nicht mehr ) wird vom Kellner nicht akzeptiert. Also Leute, nehmt keine zu großen Scheine nach Montenegro mit. Es kann - natürlich abhängig von der Summe - schon beim Zahlen mit einem 20er Probleme geben.

Zwischendurch zogen heute dunklere Wolken über den Himmel. Doch jetzt am Abend ist es wieder klar. Angenehme Temperaturen verleiten die meisten von uns, zu Fuß zum Hotel zurückzugehen. Ich schlendere mit den drei Oberösterreicherinnen zum Quartier, an einigen Gastgärten vorbei. Wir sind schon fast am Ziel angekommen, als ich den Vorschlag mache, dass wir doch in einem dieser Gastgärten noch eine Flasche Wein zum Abschluss trinken könnten. Es sieht so aus, dass es ein guter Vorschlag gewesen ist, denn wir kehren wieder um und finden tatsächlich noch einen gemütlichen Platz. Wir bestellen eine Flasche Krstač, einen einheimischen Weißwein. Während wir den guten Tropfen genießen, kommen auch noch andere aus unserer Gruppe vorbei und gesellen sich zu uns dazu. So sind wir bald zu acht. Für Monika gibt's zwar keinen Mojito, dafür Sex on the Beach, wie das Mixgetränk heißt. Scheinbar will sie diesen Saft aber nicht ganz austrinken, denn wegen der wackeligen Tische landet die Hälfte des Getränks auf meiner Hose . Es hat aber keine sichtbaren Spuren hinterlassen.

Da auch morgen noch etwas zu tun sein wird, machen wir uns aber nun endgültig auf den Weg ins Hotel, das wir gegen 22:30 Uhr erreichen. Das Gepäck habe ich gestern schon einmal vorsortiert. Ich mache nur noch ein paar Notizen, ehe mich die Müdigkeit überkommt.

Hotel Marija 2Dobrota
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