3. Juni 2014 - Dienstag - Tag 6

| Kolašin ¦ Podgorica ¦ Cetinje |


Cetinjski manastir
Kloster von Cetinje




27°C
Kolašin › ZUGFAHRT › Podgorica › Cetinje › Jezerski Vrh › Njeguši

Aller guten Dinge sind drei - zumindest was das Frühstück im Brile betrifft. Kurz nach acht sammeln wir uns zum Abschied von Wirtin Mimi, die uns die letzten Tage kulinarisch verwöhnt hat. Das große Gepäck bleibt zurück, als wir in die Autos einsteigen und uns in Richtung Ortsende begeben.

Kolašin - Dulovine
› Botanička Bašta
› Botanischer Garten

Bevor wir mit dem Zug in die Hauptstadt fahren werden, wollen wir noch den Botanischen Garten in Dulovine ansehen. Der exzellent deutsch sprechende Inhaber Daniel Vinček begrüßt uns in seinem kleinen Reich am Waldrand. Die Führung durch den gut gepflegten artenreichen Garten ums Haus wird von Ivan, einem jungen Mann gemacht. Vor bereits über 30 Jahren wurde dieser Botanische Garten von Familie Vinček angelegt. Da ich mich mit Pflanzen nicht so gut auskenne , lasse ich den interessierten Damen den Vortritt. Zum Abschluss der gut halbstündigen Führung durch die Anlage dürfen wir ein Stamperl Calvados verkosten.

Nun ist aber genug. Wir müssen noch zum Bahnhof, den wir zu Fuß in etwa zehn Minuten erreichen. Unser großes Gepäck wurde in der Zwischenzeit schon geliefert. Jetzt fehlt nur noch der Zug.


Mit dem Zug durch die Berge

Nach 20 Minuten Wartezeit zwischen Koffern und Taschen fährt die Eisenbahn in den Bahnhof von Kolašin ein. Die Waggons sind bereits gut gefüllt. Auch unsere reservierten Plätze (ich vermute einmal, dass es welche gegeben hat), sind belegt. Obwohl wir kein Wort verstehen, dürfte es sich bei einem Wortgefecht zwischen Marco und dem Schaffner genau um dieses Thema handeln. Es ist auch nicht verwunderlich, dass der Zug voll ist, ist diese Bahnstrecke doch die Verbindung nach Belgrad. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als uns aufzuteilen. Mit Angela und Brigitte nehme ich die Stehplätze im hinteren Teil des Zuges ein.

Durch unzählige Tunnels und über unzählige Brücken wurden die Schienen verlegt. Hat man einmal Ausblick, hat man meist steile Felswände oder bewaldete Berghänge vor der Nase. Nur vereinzelt hat man freien Blick ins Tal. Erst als Brigitte von einem kurzen Abstecher ans Ende des Waggons zurückkehrt, entpuppt sich unsere Situation als hervorragend. Wir sind ja am Ende des Zuges und haben daher hinten hinaus einen optimalen Ausblick. Zudem ist es nicht so heiß wie in den Abteilen. Ich schieße ein Foto nach dem anderen. Manchmal bin ich aber einfach zu langsam beim Abdrücken, denn sind wir aus einem Tunnel mal draußen, ist der Zug schon wieder im nächsten Tunnel drinnen.

Über eine der höchsten Eisenbahnbrücken Europas erreichen wir nach etwa 1 ½ Stunden Bahnfahrt den Bahnhof von

Podgorica,

wo wir von einem Bus abgeholt werden. Leider findet unser Gepäck nicht zur Gänze hinten im Kasten Platz. Es sieht aber auch so aus, als würde der Fahrer nicht gut schlichten können. Der Rest unserer Taschen und Koffer muss also wieder einmal in den Fahrgastraum.

Podgorica wurde 1946 als Titograd, wie die Stadt bis 1992 hieß, Hauptstadt der jugoslawischen Teilrepublik Montenegro und blieb es auch im seit 2006 unabhängigen Land. Von der neuen Hauptstadt sehen wir nicht viel, was nicht weiter schlimm ist. Podgorica hat nicht sehr viel Interessantes zu bieten. Die wenigen Bauwerke kann man auch vom Bus aus kurz betrachten.

Von 1918 bis 1946 verschwand Montenegro als Teil der Banschaft Zeta im Königreich Jugoslawien von der Landkarte und hatte demnach keine eigene Hauptstadt mehr. Von 1878 bis 1918 im damals bereits unabhängigen Montenegro sowie etwa 400 davor war das heute 15.000 Einwohner zählende

Cetinje

die Hauptstadt des Königreiches. Demzufolge ist Cetinje geschichtlich viel interessanter als Podgorica, was wir mit einer Stadtbesichtigung würdigen. Um etwa 12:30 Uhr kommen wir in der auf knapp 700 Meter liegenden Stadt an. Bevor die Besichtigung beginnt, muss ich noch dem herrlichen Wetter mit etwas Sonnencreme entgegnen. Marco erzählt uns von der Geschichte des Landes, erklärt uns die Bauten und deren Bedeutung. Nach einer halben Stunde Spaziergang rund um die wichtigsten Gebäude kehren wir im Restoran Korzo zum Mittagessen ein. Da meine Ražnjići samt Beilagen im Preis inbegriffen sind, sind wieder einmal nur die Getränke extra zu bezahlen.

Nach der Mittagsrast spazieren wir noch zum Palast des Präsidenten, der hier in Cetinje und nicht in Podgorica residiert, und durch den Park weiter zum Bus. Nach einem Umweg zur ehemaligen k.u.k.-Botschaft setzen wir die Reise fort und erklimmen den ehemaligen Grenzberg zwischen Österreich-Ungarn und Montenegro.


Nacionalni Park Lovćen
› Jezerski Vrh | Njegošev Mauzolej

Eine Dreiviertelstunde später kommen wir auf dem Parkplatz am Fuße des wichtigsten Gipfels des Lovćen-Gebirges an. Auf dem 1657 Meter hohen Jezerski Vrh wurde im Jahre 1974 ein Mausoleum zu Ehren von Fürstbischof Petar II. Petrović-Njegoš, der von 1830 bis 1851 das Land regierte und für die Montenegriner einer der wichtigsten Herrscher war, errichtet. Bereits von 1854 bis 1916 waren die Gebeine von Njegoš in einer Kapelle aufbewahrt. Diese Kapelle wurde von den österreichisch-ungarischen Besatzern teilweise abgerissen, aber später wiederaufgebaut. Diese Kapelle schien einigen treibenden Kräften zu unwürdig und so wurde das Mausoleum initiiert. Die Kapelle auf dem Ključ, die wir bereits vor ein paar Tagen besucht haben, wurde der ehemaligen Njegoš-Kapelle nachgebaut.

80 Meter unter dem Gipfel parken wir den Bus. 460 Stufen müssen wir erklimmen, bis wir das Mausoleum erreichen. Nachdem uns Marco von Njegoš' Bedeutung erzählt hat, spazieren wir zur Aussichtsplattform. Weit reicht der Blick, sehr weit. Im Norden ist die Bucht von Kotor mit den beiden Inseln vor Perast, im Westen die Adria, im Süden der Skutarisee zu sehen und im Osten ragen die schneebedeckten Berge von Montenegro in den Himmel. Dem Lovćen zu Füßen liegt Cetinje, zwischen Berghängen eingebettet in einem Kessel. Dahinter in der Ebene ist Podgorica zu erkennen.

Um Geschichte und Tradition lebendig werden zu lassen, lässt es sich Marco nicht nehmen, uns die montenegrinische Tracht zu erklären und einen Volkstanz zu zeigen. Für einige Schritte stellt sich Anna als Partnerin zur Verfügung. Für Marco ist es ein Leichtes, einen Volkstanz zu präsentieren, ist er doch Mitglied einer Tanzgruppe in seiner Heimatstadt Bar.

Nach einer Stunde Aufenthalt am Jezerski Vrh starten wir zur letzten Etappe des heutigen Tages. Ziel ist das Quartier in der Ortschaft Njeguši. Auf der Fahrt hinunter an den Nordabhang des Lovćen müssen wir jedoch unbedingt noch einen kurzen Fotostopp einlegen. Von einem Punkt der Straße hat man einen überragenden Ausblick auf die gesamte Bucht von Kotor, die sich rund 1300 Meter unter uns ausbreitet und wohin wir morgen wandern wollen.

Um 17:30 Uhr kommen wir schließlich im Hüttendorf Kadmi an. Da genug Hütten zur Verfügung stehen, ist die Zimmereinteilung nicht so streng wie auf der Vranjak-Alm. Ich bin wieder mit Walter im Zimmer, aber es gibt auch welche, die eine Hütte für sich alleine haben. Nach einer erfrischenden Dusche widme ich mich meinem Gepäck, um durchzusehen, was noch so an Brauchbarem in der Tasche steckt und was bereits zu verschwitzt ist, um nochmals verwendet zu werden.

Das Abendessen gibt es im dazugehörigen Restaurant. Es ist ein sehr einfaches Essen, teilweise sehr fett (geselchte Würstl) und das Weißbrot schmeckt irgendwie chlorhaltig. Ich komme damit zwar einigermaßen klar, aber es ist kein Vergleich zu Mimis Kochkünsten. Es gibt auch Stimmen, die über die Verpflegung - durchaus lautstark - klagen.

Bei nur mehr 10 °C Außentemperatur machen wir uns um etwa halb zehn Uhr auf den Rückweg zu den einzelnen Quartieren. Dieser Tag ohne Wanderung hat auch einmal gut getan.

Etno Selo Kadmi • Njeguši



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