29. Mai 2014 - Donnerstag - Tag 1

| Podgorica ¦ Kolašin |


Manastir Morača




25°C
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Falsch geraten! Diesmal schalte ich meinen Kühlschrank nicht ab. Aber das ist ja eigentlich auch gar nicht wichtig. Pünktlich um 7 Uhr holt mich Freund Reinhard ab, um mich zum Flughafen zu bringen. Wegen des Feiertages herrscht auf der Autobahn wenig Verkehr. Wir trudeln daher - wie gewohnt - nach rund 75 Minuten am Gelände des Vienna International Airports ein. Er stellt das Auto auf dem Platz ab, der nur zum Aus- und Einsteigen dient.

Der Abflug von Wien mit Montenegro Airlines ist für 10:30 Uhr geplant. Schon zuhause habe ich im Internet nachgeschaut, bei welchem Schalter ich einchecken muss. Ich habe ihn auch sofort gefunden, aber das Einchecken ist noch nicht möglich. Es wartet aber schon ein Mann vor mir. An seinem Koffer prangt ein WWW-Anhänger. Der erste Reisepartner - Walter - ist somit kennengelernt. Da es - wie es scheint - noch ein wenig dauert, sage ich Reinhard, dass es vielleicht besser wäre, das Auto umzuparken, bevor es vielleicht abgeschleppt wird, weil es zu lange in der Aus-/Einsteige-Zone steht. Sicher ist sicher! Wir könnten danach noch in Ruhe etwas trinken und ein wenig tratschen. Gesagt - getan.

Mittlerweile hat der Schalter aufgemacht. Und auch zwei Damen, die mitreisen werden, haben sich dazugesellt. Es sind Inge und Helga. Das Einchecken geht ganz schnell. Die Miles-&-More-Karte kann ich leider nicht verwenden, obwohl der Flug auch mit einer Austrian-Flugnummer geführt wird. Im Prinzip egal, denn viele Meilen wird es für diesen kurzen Flug wohl nicht geben.

Dem "großen" Gepäck (einer Tasche mit ca. 12 kg) entledigt, treffe ich Reinhard zu einem Kaffee, bevor ich mich zum Flugsteig bewege. Noch ein letzter Blick auf die Bildschirme, auf dem die Abflüge angezeigt werden. Aha - der Flugsteig hat gewechselt, gut zu wissen! Sehr gut, denn nach der Passkontrolle geht es zur Handgepäckskontrolle - und diese liegt beim neuen Flugsteig in einer anderen Richtung. Ja und wieso piepst es jetzt bei der Personenkontrolle? Ich hab' doch gar nichts Metallisches mehr eingesteckt? Es gebe auch so etwas wie Sonderpiepser, die zufällig anschlagen, erklärt mir der Mitarbeiter hinter dem Torbogen. Nach der Leibeskontrolle werden auch die Schuhe überprüft. Also so einen Automaten, auf den man die Schuhe alleine draufstellen muss, habe ich auch noch nie gesehen?! Sicherheit geht eben vor, und ich bin mir ja sowieso keiner Schuld bewusst. Nur insgesamt eine Viertelstunde haben alle Kontrollen zusammen und die Wege dazwischen gedauert. Jetzt gilt es nur mehr zu warten, bis der Bus kommt - der Bus, der uns zum Flugzeug (nicht nach Montenegro ) bringt.

Zeit zum Boarding. Der Abflug verzögert sich geringfügig um 15 Minuten. Nach einem ruhigen Flug über Ungarn und Serbien erreichen wir Montenegro. Schneebedeckte Berge und Schluchten unter uns lassen ein sehr gebirgiges Land erkennen. Zum Abschluss gibt es nach einem Becher Wasser als Verpflegung noch eine Drehung über den Skutarisee, ehe wir 72 Minuten später auf dem Flugfeld ("hafen" wäre übertrieben ) südlich von Podgorica landen. Und auf dieser kleinen asphaltierten Fläche fahren kleine Traktoren herum, die kleine Anhänger für das Gepäck ziehen. Warum soll man sich auch modernes Gerät anschaffen, für diese Zwecke reicht das Vorhandene vollkommen aus. Vom Flugzeug geht es zu Fuß ins Gebäude nebenan, in dem die Passkontrolle erfolgt. Jetzt noch warten auf die Tasche, die ich mir eigentlich fast selbst aus dem Frachtraum holen hätte können. Sehr gut - auch das Gepäck ist angekommen.


Insgesamt sind wir 15 Personen, die diese Wanderreise in Angriff nehmen. Neben mir noch sechs aus Niederösterreich, fünf aus Wien und drei aus Oberösterreich - 11 mal Weiblein, 4 mal Männlein. In der Halle wartet bereits ein junger Mann auf uns. Es ist Edin, der uns die ersten drei Tage begleiten wird. Mit einem Bus starten wir die Erkundung des 13.812 km² kleinen Landes mit etwa 625.000 Bewohnern in Südosteuropa. Leider haben nicht alle Koffer im Schikasten hinten Platz. Einige Gepäckstücke müssen daher in den Fahrgastraum.

Erste Anlaufstelle ist das Restoran Niagara am Cijevna-Fluss, Luftlinie nur wenige Kilometer vom Flugplatz entfernt. Nach dem ersten Durchforsten der Speisekarte und mit Hilfe von Edin bestelle ich mir etwas einigermaßen Bekanntes: Čevapi na kajmaku. Kajmaku ist eine montenegrinische Käseart, auf der die Fleischstücke gebettet sind. Das Essen ist geschmacklich gut, aber eine eher fettere Angelegenheit. Gut, dass es auch Bier zum Durchschwemmen gibt. Bevor wir das Lokal verlassen, schaue ich auf einen kurzen Abstecher beim nahen Wasserfall "Niagara" vorbei.

Gestärkt nehmen wir die Fahrt zu unserem ersten Quartier in Angriff. Durch die montenegrinische Hauptstadt Podgorica hindurch erreichen wir bald den Beginn der Schlucht, die vom Fluss Morača gebildet wurde. Die Straße durch die Morača-Schlucht ist die Hauptverbindung nach Serbien. Daher ist auch ständig Verkehr. Edin erzählt, dass es immer wieder zu Unfällen kommt. Angesichts der kurven- und tunnelreichen Straße scheint dies durchaus zuzutreffen, denn im engsten Teil der Schlucht bahnen sich nur die Straße und der Fluss ihren Weg zwischen den Felswänden.

Als sich das Tal wieder verbreitert, erreichen wir gegen 15:30 Uhr das

Manastir Morača
Kloster Morača

eines der drei wichtigsten Klöster in Montenegro. Wir halten, um das Kloster einer genaueren Betrachtung zu unterziehen. Am Parkplatz werden allerlei Souvenirs, aber auch Schnäpse und Säfte angeboten. Doch die meisten von uns werfen - so wie ich - nur einen kurzen Blick auf die bunte Auswahl.

Die Ursprünge des Klosters stammen aus dem 13. Jahrhundert. Nach der teilweisen Zerstörung durch die Osmanen wurde das Kloster um 1570 wieder saniert und mit neuen Fresken geschmückt. Wie in vielen Gebäuden auf dieser Welt darf man auch hier in den Innenräumen nicht fotografieren. Sozusagen als Gegenleistung schafft es Edin jedoch, einen Mönch herbeizuholen, der uns die Geschichte des Klosters und dessen Bedeutung auf eindrucksvolle Weise erzählt.

Nach einer Stunde Aufenthalt geht die Fahrt weiter ins Gebirge. Die Straße steigt nun stetig an, bis wir auf der Passhöhe von Crkvina auf 1050 Meter den Scheitelpunkt und somit die Wasserscheide von Mittelmeer zu Schwarzem Meer überqueren. Jetzt sind es nur mehr zehn Kilometer bis nach Kolašin, das für die nächsten fünf Tage unser Hauptquartier sein soll. Für die erste Nacht werden wir kurzfristig in einem anderen Hotel untergebracht, natürlich in einem höherwertigeren. Das Bianca Resort & Spa soll laut Reiseführer eines der besten des ganzen Landes sein. Mir soll's recht sein.

Beim Ausladen des Gepäcks hapert es ein wenig. Der Kasten am Busheck lässt sich nicht öffnen! Bevor wir den Fahrer zu nervös machen, machen wir uns vom Acker und erledigen erstmal das Einchecken und den Zimmerbezug. Während ich mir einen Krug Bier zum Durstlöschen genehmige, gelingt es dem Busfahrer mit einheimischer Hilfe doch noch, den Kasten zu öffnen. Jetzt geht es ans Umpacken für die nächsten beiden Wandertage und ans Frischmachen, denn es war doch ein langer Anreisetag. Das Abendessen findet im Hotel vom Buffet statt. Ich habe heute wider Erwarten wenig Hunger.

Um mich mit etwas Verpflegung für die Wandertage zu versorgen, mache ich mich auf die Suche nach einem Supermarkt. Nach erfolgreicher Suche trete ich, bepackt mit Wasser und Keksen, den Rückweg zum Hotel an. Es beginnt leicht zu regnen. Na hoffentlich haut das morgen hin mit dem Wetter.

Edin hat beim Abendessen erzählt, dass wir zwar die nächste Nacht in einer Almhütte schlafen werden, uns das Hauptgepäck aber zur Verfügung stehen wird. Nach einer kleinen Fernseheinheit im Zimmer räume ich meinen Rucksack daher noch einmal etwas aus - Marscherleichterung ist angesagt! Der erste Tag findet um 22:30 Uhr sein Ende.

Bianca Resort & Spa • Kolašin


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