30. Mai 2014 - Freitag - Tag 2

| Kolašin |


Blumenwiese in der Bjelasica




12°C
Kolašin › Mušovića Rijeka › Eko-Katun Vranjak

Beim Frühstücksbuffet lange ich ab 7 Uhr ordentlich zu. Es ist alles da, was das Herz - und der Magen - begehren. Nun kann's losgehen. Gestärkt können wir die Wanderung in Angriff nehmen. Doch bis zum Startpunkt der Tour sind es noch einige Kilometer, die wir mit drei sogenannten SUVs hinter uns bringen. Dazu wurden von der Agentur einheimische Fahrer organisiert. Halt! Nur nicht auf das Lunchpaket vergessen, das Edin vorbereitet hat.

Startpunkt ist bei Mušovića Rijeka, das sich etwa fünf Kilometer östlich von Kolašin befindet. Es ist ungefähr 9 Uhr, als wir die Wanderung beginnen. Da sich Edin in dieser Gegend nicht auskennt, hat er für die nächsten Tage Božko, einen Wanderführer aus Kolašin, engagiert. Er wird uns hoffentlich den richtigen Weg weisen.

Wanderung in der Bjelasica

Es ist kühl, der Himmel ist bedeckt, vereinzelt fallen Regentropfen. Eigentlich fast ein optimales Wanderwetter. Die erste Stunde sind wir anfangs parallel zur Straße durch dichten Wald und über blühende Wiesen, danach direkt auf der Straße, die taleinwärts führt, unterwegs. Der Weg ist noch nicht steil. Ich denke, Božko und Edin testen uns damit, wie gut wir bei Kondition sind. Es ist ja auch wichtig, dass uns Wanderführer und Reiseleiter richtig einschätzen können. Nach ein paar hundert Metern Asphalt biegen wir links auf eine Forststraße ein. Obwohl es bisher nicht sehr steil gewesen ist, haben wir bereits 200 Höhenmeter hinter uns gebracht.

Mit Verlassen der Straße beginnt der Anstieg zur Vranjak-Alm. 600 Höhenmeter bis auf den Bergrücken liegen noch vor uns. Auf der Forststraße kommen wir rasch voran. Nach zwei Stunden gemächlichen Wanderns erreichen wir die Potoci-Alm auf bereits 1600 Metern. Ein paar Hütten stehen verstreut inmitten herrlich grüner Landschaft. Die Bäume schimmern von hell- bis dunkelgrün, die Wiesen sind übersät mit gelb, blau und violett blühenden Blumen. Neben dem Weg entdecken wir einen Feuersalamander, der sich hinter einen Stein verkriecht.

Wenn ich mir die Karte (in meinem kleinen Rother-Wanderführer) anschaue, so müssten wir bald oben auf dem Bergrücken sein. Doch irgendwie kommen wir nicht recht weiter. Božko hat - sicher absichtlich - einen Umweg eingeschlagen. Wahrscheinlich deshalb, damit wir nicht zu früh auf der Alm ankommen.

Wir sind in einer feuchten Gegend unterwegs. Überall wachsen Schwämme auf den abgestorbenen Baumstämmen. Und der Waldboden ist bedeckt mit Plotschen (großen Blättern ) und Blumen, die die Nässe lieben.

Mittlerweile ist die Zeit reif für eine kurze Mittagsrast. Jetzt stellt sich heraus, was Edin alles für uns eingepackt hat. Ein großes Weckerl mit (Roh)Schinken, Käse und Tomatenstücke findet sich unter anderem im Lunchpaket. Während unserer Pause beginnt es plötzlich stärker zu tröpfeln. Hoffentlich artet es nicht in starken Regen aus! Doch wir haben Glück. Es ist nur ein vorübergehender Schauer.

Die nächste Stunde sind wir wieder im Wald unterwegs, zuerst auf einem Karrenweg, schließlich auf Waldwegen. Teilweise sind die Wege so verwachsen, dass Božko einmal eine falsche Abzweigung nimmt. Doch er merkt es schon nach wenigen Metern, dass wir falsch unterwegs sind. In der Nähe der Katun Slađevac verlassen wir für kurze Zeit den Wald. Noch immer bestimmen die Farben grün, gelb, blau und violett das Landschaftsbild. Ein letztes steiles Stück steht uns noch bevor, ehe wir die Baumgrenze und somit den Bergrücken des Bjelasica-Gebirges erreichen, wo wir von einem kurzen Regenschauer empfangen werden.

Nebel zieht über uns hinweg. Die Orientierung ist nicht ganz leicht. Božko dreht daher eine sogenannte "Ehrenrunde" über den Bergrücken, also gibt's noch einen kleinen Umweg. Der Höhenweg führt uns auf selten befahrenen Straßen und über Matten zur Vranjak-Alm, die schon von weitem zu sehen ist. Auf der anderen Seite des Talkessels sieht man die Hänge des Skigebietes Kolašin1450.

Kurz vor 15 Uhr erreichen wir die Almhütten von Vranjak. Das Gepäck ist auch schon da und steht fein säuberlich geschlichtet auf einem der großen Tische. Die Eko-Katun Vranjak besteht aus vielen kleinen Hütten, in denen man schlafen kann. Dazu gibt es noch eine Hütte zum Kochen, eine zum Essen und eine für die Sanitärräume (einschließlich Duschen!). Für uns geht es noch an die Zimmer- bzw. Hüttenverteilung. Ich bin mit Walter und Edin in einer Hütte untergebracht. Ich denke, wir werden schon nicht streiten. Da es draußen immer wieder einmal regnet, mache ich auf Aufenthalt in der Hütte. Bevor ich mich häuslich einrichten kann, hat Edin schon eingeheizt, denn warm ist es nicht. Wir drei vertreiben uns mit Tratschen die Zeit, Edin will auch allerhand wissen. Ab und zu erkundet einer von uns die Alm.

Durch den nassen Boden, auf dem wir den ganzen Tag unterwegs gewesen sind, haben einige von uns Probleme mit den Schuhen bzw. dadurch feuchten Socken. Es dauert eine Weile, bis alles wieder trocken ist. Meine Schuhe hingegen haben keine Nässe ins Innere durchgelassen.

Das Abendessen ist für 19 Uhr angesetzt. Eine der Teilnehmerinnen bleibt - aufgrund der Kälte und auch, weil sie nicht ganz fit ist, - in der Hütte. Es ist nicht warm im "Speisesaal". Einerseits ist die Hütte nicht ganz abgedichtet, andererseits wird immer wieder die Tür geöffnet. Ich schätze, draußen wird es gerade einmal 10 °C haben, wenn nicht sogar weniger. Wir sind nicht ganz allein auf der Alm. Eine junge Südtirolerin ist auf Erkundungstour. Wie sich herausstellt, ist Vicky Reiseleiterin rund um die Welt, hauptsächlich aber auf Ibiza und im Oman. Zwischendurch macht sie aber auch viele andere Touren. Wir nehmen sie zum Abendessen gleich in unsere Mitte. Ja, das Abendessen: nach einer Nudelsuppe wird geschmortes Lamm mit gekochten Erdäpfeln und Krautsalat aufgetischt. Ein Schnäpschen dazu und die gemütliche Runde ist perfekt - schon am zweiten Tag. Ich glaube, hier könnte man es auch länger aushalten - die Verpflegung ist gut.

Da Wetter und Temperatur aber nicht zum längeren Verweilen einladen, bin ich um halb zehn unter der Decke verschwunden.

Eko-Katun Vranjak • Kolašin


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