3. Juni 1995 - Samstag - Tag 15
| Texas |


Mule Ear Peaks
Big Bend National Park




39°C
Comstock › Castolon
322,7 miles - 519,3 km

Judge Roy Bean Saloon & Museum

Etwas früher als die letzten Tage sind wir wach. Schlafen hätten wir im Auto ohnehin nicht mehr können. Mit einem Minimalfrühstück beginnen wir den Tag. Nach knapp 20 Meilen erreichen wir den Ort Langtry, in dem wir einen kurzen Aufenthalt einlegen. Ende des 19. Jahrhunderts war hier nach Fertigstellung der Eisenbahn von New Orleans nach San Francisco sozusagen „gesetzloses“ Gebiet. Auf Drängen der Eisenbahngesellschaft und der Texas Ranger nach einem Friedensrichter wurde ein Mann namens Roy Bean (nein, nicht „Mister Bean“) in einem Zeltdorf ausgemacht und zum Friedensrichter erkoren. Weit abseits der normalen Justiz wurde von ihm das Gesetz in etwas eigenartiger Weise ausgelegt. Beispielsweise soll er einen Straftäter zu einer Strafe von $ 45 „and a round of drinks for the jury“ verurteilt haben.

Richter Bean bewunderte die englische Schauspielerin Lillie Langtry, bekannt als „Jersey Lily“. Er war so vernarrt in sie, dass er als Ausdruck seiner Bewunderung den Saloon, in dem er die Gerichtsverhandlungen abhielt, „Jersey Lilly“ und die Siedlung nach ihr benannte. Es war ihm aber Zeit seines Lebens nicht möglich, sein Idol zu treffen. Noch heute ist der Jersey Lilly-Saloon im Original zu besichtigen, an dem Ort, wo Richter Bean das „Gesetz westlich des Pecos“ exekutierte.

Die kommenden Stunden gehören wieder der endlosen Weite und der US-90. Nur zwei Ansiedlungen auf den nächsten 120 Meilen (~190 km) „stören“ die Wildnis. In Marathon biegen wir nach Süden zu einem abgelegenen Nationalpark ab. Nach weiteren 100 Kilometern einsamer Straße sind wir inmitten des


Big Bend National Park

angekommen. Der Park befindet sich im Südwesten von Texas an der Grenze zu Mexiko im großen Bogen des Rio Grande, dem sogenannten „Big Bend“. Mittlerweile hat uns auch die Hitze eingeholt. Das Thermometer zeigt knapp unter 40 °C an. Trotz dieser Hitze wollen wir uns den Park näher anschauen. Wir beginnen im Südosten beim Rio Grande Village, aber so „grande“ ist der Rio eigentlich gar nicht. Nur noch ein schmales Wasserband trennt uns von Mexiko. Nächstes Ziel ist das „Basin“ in den Chisos Mountains. Auf Mittelgebirgshöhe ist es schon etwas kühler. Aber um zu unserem Nachtquartier zu gelangen, müssen wir wieder an den Rio Grande bei Castolon.

Es dürfte noch Vorsaison sein, denn für den Campingplatz ist nichts zu zahlen. Sozusagen als Gegenleistung hat es um 21 Uhr immer noch 33 °C, also eigentlich keine angenehme Temperatur zum Schlafen. Nachdem die Zelte stehen, machen wir noch einen Ausflug zum Santa Elena Canyon. Da es ohnehin noch viel zu warm fürs Zelt ist, genießen wir unter wolkenlosem Himmel ein gebratenes Abendessen aus Martins Pfanne.

Cottonwood Campground • Big Bend NP - USD 0,00


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