4. Oktober 2011 - Dienstag - Tag 6

| Jugozapaden region ¦ Pelagoniski region |


Blick auf den Prespasee
Nacionalen Park Galičica




22°C
Ohrid › Brajčino


Охрид
Ohrid

Gestern habe ich mit dem Besichtigungsprogramm in Ohrid so mein Problem gehabt. Es war durchaus interessant, aber ein sehr wichtiger Programmpunkt hat gefehlt! Zur kleinen Kirche am Ufer des Ohridsees, deren Bild so bekannt ist, haben wir es nicht geschafft. Aber für mich war das einer der Gründe, diese Reise zu buchen! Da bleibt mir nichts Anderes übrig, als die Zeit vor dem Frühstück für einen Besuch von Sveti Jovan Kaneo, so der Name der Kirche, zu nutzen. Da erst um 9 Uhr Abfahrt vom Hotel ist, geht sich eine schnelle Besichtigung locker aus.

Flotten Schrittes mache ich mich um 7 Uhr auf den Weg ans Seeufer. Die Fußgängerzone ist fast verwaist. Nur ein paar Männer sitzen auf den Sesseln vor so manchem Lokal. Sind sie schon so früh oder noch so spät unterwegs? Die Szenerie wird jedoch von fleißigen Damen beherrscht, die vor den Lokalen sauber machen. So strömt frischer Duft durch die kühle Luft.

Da ich gestern schon gesehen habe, wo es langgeht, habe ich heute kein Problem, den Weg zu finden. Ich werde nur stutzig, dass ich plötzlich in Richtung Ohridsee gehe. Meine Bedenken, dass der Weg zu Ende ist, werden zerstreut. Es wurde ein Holzsteg übers Wasser angelegt. So kann ich am Ufer entlangspazieren, bis ich wieder aufs Festland komme. Der Steg wird aber auch von vielen Fischern genutzt. Hoffentlich habe ich sie nicht zu viel gestört. Kurz vor Erreichen der Kirche bin ich überrascht, Christine aus unserer Gruppe zu sehen. Auch sie nutzt die morgendliche Stimmung, um ihre Zeichensammlung zu erweitern. Irgendwo wird auch ihr Mann Stephan herumschwirren, denn auch ihn hat es gestern sehr gestört, dass wir Sveti Jovan Kaneo nicht besucht haben. Eine Viertelstunde habe ich nur gebraucht bis zum "Objekt der Begierde", das eindrucksvoll auf einem Felsvorsprung am Ufer des Ohridsees gebaut wurde. Kleine Boote liegen seelenruhig im Wasser, vereinzelt stehen Angler am Ufer und hoffen auf einen Fang.

Es ist genau der richtige Zeitpunkt, hierher zu kommen. Bei der Ankunft liegt die Kirche noch im Schatten, aber die Sonne scheint schon durch die Berghänge auf den See. Als ich dann wieder zurück zum Hotel will, wird die Kirche von der Morgensonne voll angestrahlt. Da muss ich natürlich wieder umkehren und noch ein paar Bilder machen. Hätte ich diesen kleinen Ausflug nicht gemacht, würde ich mich ewig ärgern!

Zurück zum Hotel nehme ich den Weg durch die Stadt und nicht mehr über den Holzsteg. Meine beiden Reisekollegen hingegen spazieren wieder übers Wasser. Beim Frühstück ist nach dem Spaziergang an der frischen Luft der Hunger naturgemäß groß. Bis zum Abfahrtstermin habe ich noch ausreichend Zeit, mir den Magen ordentlich zu füllen.


Национален Парк Галичица
Nacionalen Park Galičica

Die Busfahrt dauert nicht lange. Von Ohrid aus fahren wir die Ostküste des Sees entlang. Tsveta nutzt die Fahrzeit, uns etwas über die sehr bewegte Geschichte von Bulgarien und Mazedonien zu erzählen. So vergeht die Zeit recht schnell bis nach Trpejca, wo die Straße abzweigt und über den 1568 Meter hohen Lipova Livada-Pass zum Prespasee führt. Und genau auf diesem Pass beginnen wir unsere heutige Wanderung. Ein kurzes Stück unterhalb der Passhöhe halten wir an einem Aussichtspunkt, der uns ausgezeichnete Blicke auf den Ohridsee und die Umgebung bietet. Auch das Kloster Sveti Naum (vor allem durch das Zoom-Objektiv) und die Stadt Pogradec in Albanien sind gut zu erkennen.

Es ist halb elf, als wir zur Wanderung starten. Auf einem selten genutzten Fahrweg steigen wir in baumfreiem Gelände gemächlich bergauf, immer den Ohridsee im Blick. Bis wir schließlich an einen Punkt kommen, von dem auch der Prespasee zu sehen ist. Ein herrliches Panorama bei herrlichem Wetter! Vom Fahrweg spazieren wird über Grasmatten zu unserem Mittagsrastplatz, von dem wir den Prespasee und somit das Dreiländereck Mazedonien - Albanien - Griechenland immer im Blick haben. Auf diesem Berg finden wir steinerne Zeugnisse des Ersten Weltkrieges, denn hier verlief die Front zwischen den Kriegsgegnern. Heute noch sind Schützenstellungen zu erkennen.

Das Lunchpaket mit Tsvetas Kreation "Spitzpaprika gefüllt mit Frischkäse" schmeckt ausgezeichnet. Die Sonne scheint und doch weht ein kühler Wind. Es ist nicht leicht, die richtige Kleidung für die Mittagsrast zu finden. Aber wer will sich beklagen? Es könnte doch auch regnen.Nach knapp einer Stunde beginnen wir den Abstieg, der uns auf gleichem Weg zum Bus führt.

Die Reise geht weiter, wir fahren zum Prespasee hinunter. Noch ein kurzer Fotostopp, ehe wir am westlichen Seeufer angelangt sind. Unser Ziel ist der kleine Ort

Брајчино
Brajčino

etwas östlich des Prespasees in den Baba-Bergen, den wir nach einer halben See-Umrundung auf einer neu asphaltierten Straße bald erreichen. Diese Region ist geprägt vom Apfelanbau. Unzählige Apfelbäume der Sorte Idared säumen die Straße. Die Ernte ist in vollem Gange.

Die letzten Kilometer ab der Ortschaft Ljubojno wird die Straße schmäler. Um etwa 16 Uhr kommen wir beim heutigen Quartier an. Es ist das einzige Mal, dass wir in einer Privatpension untergebracht sind. Der Tourismus ist aber erst im Aufbau begriffen, wobei diese Entwicklung von der Europäischen Union finanziell unterstützt wird. Die kleinen Betriebe haben daher noch nicht ausreichend Platz für eine Gruppe unserer Größe und so werden wir auf zwei Pensionen aufgeteilt. Zuerst werden wir aber von Divna, die die kleine Pension betreibt, herzlich begrüßt. Bei Kaffee und/oder Bier genießen wir das angenehme Klima im Garten unter einer Weinlaube. Am Haus hängen - typisch für Mazedonien - unzählige rote Spitzpaprikas zum Trocknen aus. Im Garten stehen einige Äpfelbäume. Und plötzlich stehen frische Walnüsse auf dem Tisch. Diese wachsen gleich hinter dem Haus. Divnas Mann Boris hat es sich nicht nehmen lassen, ein paar davon für uns zu holen.

Aber kein Tag vergeht ohne Kultur. Direkt vom Quartier starten wir zu einem kurzen Spaziergang in die nähere Umgebung. Etwas außerhalb des Ortes liegt ganz versteckt ein kleines Kloster - Sveta Petka. Klein, aber fein. Auch in diesen alten Gemäuern sind schöne Fresken zu bewundern. Nach rund einer Stunde sind wir wieder bei der Pension. Jetzt geht es an die Aufteilung. Ich bleibe mit den anderen "Singles", Tsveta, Petar und einem Ehepaar bei Divna & Boris, die restlichen drei Paare werden in eine andere Privatpension verfrachtet. Und damit niemand sagen kann, man hätte das bessere Quartier gehabt, hat es Tsveta so eingerichtet, dass es in beiden Pensionen das gleiche Abendessen gibt - nämlich gefüllte Paprika. Sie schmecken so gut, dass ich gleich drei Stück davon nehme. Ist ja genug davon da! Zum Dessert hat uns Divna eine Spezialität der Balkanhalbinsel und des Nahen Ostens gezaubert: Baklava, gebackener Blätterteig mit Nüssen gefüllt und in Zuckerwasser eingelegt. Zuvor wartet Boris mit einem Stamperl Schnaps auf. So wird es noch ein lustiger Abend.

Es scheint, dass die Sonne am heutigen Tag so manche Auswirkung gehabt hat. Abgesehen davon, dass unser Tiroler Freund den ganzen Tag vor sich hin gesummt und gesungen hat, haben meine Beine eine rosa Färbung abbekommen.

Privatquartier Divna Kostovska • Brajčino


» Tagesroute
« vorheriger Tag
» Bilder des Tages
nächster Tag »