7. Juni 1995 - Mittwoch - Tag 19
| New Mexico ¦ Arizona ¦ Utah |


Canyon de Chelly mit Spider Rock (im Vordergrund)
Canyon de Chelly National Monument



Gallup › Monument Valley
356,2 miles - 573,2 km

Heute haben wir keine Lust, selbst Frühstück zu machen. Grund dafür könnte natürlich auch sein, dass am Campingplatz ausgekocht wird. Und zwar Pancake mit Toast, Speck, Kartoffeln, Eier und Kaffee. Diese Möglichkeit, einmal etwas anderes am Morgen zu futtern, lassen wir uns nicht entgehen. Ohne viel aufräumen zu müssen, sind wir bald wieder auf der Interstate unterwegs. Aber schon nach etwa einer Stunde verlassen wir die Autobahn, um uns den


Petrified Forest National Park

etwas näher anzuschauen. Mitten in der sogenannten Painted Desert, einer wegen ihrer in Rot- und Blautönen leuchtenden Sandsteinformationen so benannten Wüstenlandschaft, gelegen, birgt der Nationalpark nicht nur landschaftliche Schätze, sondern auch geschichtliche – nämlich versteinerte Bäume, wie sein Name schon verrät.

Im Erdmittelalter war dieses Gebiet eine von zahlreichen Wasserläufen durchzogene Ebene, die an besonders feuchten Stellen von Schachtelhalmen, Farnen und Nadelholzgewächsen bewachsen war. Umstürzende Pflanzen wurden von Flussablagerungen bedeckt und gerieten rasch unter Luftabschluss, was den natürlichen Verfallsprozess stark hemmte. In Feuchtzeiten drang schwach kieselsäurehältiges Wasser in das morsche Holz ein. Als es dann wieder trocken wurde, verdunstete das Wasser und das Siliziumoxid kristallisierte aus. Die Konzentration wurde allmählich so hoch, dass Quarz auskristallisierte und einen getreuen Abdruck der inneren Zellstrukturen sowie der äußeren Gestalt der Baumstämme lieferte. Erst in erdgeschichtlich jüngerer Zeit hat die Erosion durch Wind und Wetter die verkieselten Pflanzenreste von den umschließenden Sandsteinablagerungen befreit, wobei neben anderen fossilen Pflanzenarten auch versteinerte Muscheln, Schnecken, Fische, Amphibien und Reptilien zutage traten. Wo habe ich nur diesen wissenschaftlichen Text her?

Das Ergebnis jedenfalls ist sehr interessant anzuschauen. Überall im Park verstreut liegen große und kleine versteinerte Baumstämme herum. Auch außerhalb des geschützten Gebietes gibt es versteinertes Holz in den unterschiedlichsten Farben der eingelagerten Minerale. Aus diesem „Holz“ werden verschiedenartige Gegenstände hergestellt. Im Rainbow Forest Museum finde ich ein passendes Andenken für mich zum Mitnehmen – eine Uhr fürs Wohnzimmer. Das Gebiet, in dem sich der Nationalpark befindet, war vor hunderten von Jahren sogar besiedelt, was einige Felszeichnungen bezeugen.

Nachdem wir uns das Wichtigste angesehen haben, ziehen wir weiter nach Norden zum nächsten Naturdenkmal, dem


Canyon de Chelly National Monument

Hier beeindrucken die steilwandigen, bis zu 300 Meter tiefen Schluchten. Im Hauptcanyon befinden sich Spider Rock als markanteste und schwindelerregendste Felsformation und das vor 900 Jahren errichtete White House, die bekannteste der über 100 meist unzugänglich angelegten Felsbehausungen. Den heutigen Tag haben wir eher schlecht eingeteilt, denn wir können nur den südlichen Abschnitt von Canyon de Chelly besichtigen. Grund für die Zeitnot ist noch eine Überraschung am Abend.


Monument Valley Navajo Tribal Park
Langenwanger "Meeting"

Rechtzeitig erreichen wir unser Ziel, den Zeltplatz im Monument Valley Navajo Tribal Park. Für das Abendessen nehmen wir uns nicht sehr viel Zeit. Dosenravioli und Kartoffelsalat sind heute genug. Wir müssen doch noch die Überraschung suchen! Nur wenige Meter neben unseren Zelten hat eine befreundete Familie aus der Heimat ihre Wohnmobile abgestellt; mit dabei auch Gabi, jene Reisebürofachfrau, die für uns alles gebucht hat. Wir sorgen für ungläubiges Staunen und für großes Hallo, als wir bei den Wohnmobilen auftauchen, weil eigentlich sind wir die Überraschung, denn Gabi hat ihrer Familie nichts davon erzählt, dass wir uns alle hier treffen werden. Bis knapp vor Mitternacht wird getratscht, gelacht und der Budweiservorrat dezimiert.

Monument Valley • Monument Valley NTP - USD 10,00


© Reinhard Haberl
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