8. Tag
Sonntag, 5. Oktober 2014


Brotbacken bei Lois in Büyükkonuk


26°C

Girne İlçesi ¦ Gazimağusa İlçesi ¦ İskele İlçesi
Girne › (Küstenstraße) › Büyükkonuk › Yedikonuk › Mehmetcik › Kumyali › Yeni Erenköy › Sipahi › Yeni Erenköy › Dipkarpaz

Kurz vor 7 Uhr weckt mich die Sonne, die über dem Beşparmak-Bergen am rot leuchtenden Horizont aufsteigt und ins Zimmer blinzelt. Bevor es heute zum Frühstücksbuffet geht, muss ich aber noch die Happy Hour-Schulden an der Rezeption begleichen. Doch das ist gar nicht so einfach. Einerseits bin ich überrascht, dass ich eigentlich weniger zahlen soll als angenommen. Es stellt sich heraus, dass der Kellner eine falsche, aber sehr ähnliche, Zimmernummer verwendet hat. Andererseits wird meine Kreditkarte bei zwei Versuchen nicht angenommen. Erst beim dritten Mal - bei einer anderen Kasse - funktioniert sie. Da nun alles geklärt ist, kann ich mich den kulinarischen Dingen widmen. Zum Abschluss des Aufenthalts in Girne "bastle" ich mir eine Schokopalatschinke. Ansonsten halte ich mich heute beim Gang zum Buffet ein wenig zurück.

Nach einer Woche verlassen wir die Region um Girne und werden uns für die nächsten drei Tage fast am nordöstlichen Ende der Insel niederlassen. Es freut mich, dass wir weiterziehen, denn ich will ja auch andere Gegenden kennenlernen. Den Großteil der nächsten etwa 70 Kilometer und 90 Minuten fahren wir entlang der reizvollen Küste, ehe wir im Dorf

Κώμη Κεπήρ · Kómi Kepír
Büyükkonuk

Station machen. Büyükkonuk ist als Ökodorf bekannt. Eine der treibenden Kräfte dieser Bewegung ist Lois Cemal, die aus Kanada über den Umweg Australien hierher kam und sich mit ihrem Mann Ismail in diesem Dorf niedergelassen hat. Mit Kaffee und Zitronenkuchen werden wir begrüßt, bevor wir unser Mittagessen selbst produzieren. Naja, sagen wir besser: fertigstellen. Lois hat einen fertigen Brotteig fabriziert. Unsere Aufgabe ist es, unser Brot selbst zu formen und noch in den Ofen zu schupfen. Während der Backzeit machen wir einen kurzen Spaziergang ins Ortszentrum. Hier steht eine alte Ölmühle, der wir eine Besichtigung abstatten. Nebenan kann man eine moderene Ölpresse begutachten.

In der Zwischenzeit ist das Brot fertig gebacken. Zudem ist es bereits Mittag geworden. Was liegt näher, als uns der Nahrungsaufnahme zu widmen. Bei der Fahrt nach Büyükkonuk haben wir an einem Supermarkt gehalten und Peter hat Gurken, Tomaten, Kapernblätter und verschiedene Käsesorten eingekauft. Das alles lassen wir uns - zusammen mit dem frischen Brot - in einem schattigen Plätzchen schmecken. Dazu gibt es fruchtige Zitronenlimonade. Insgesamt ein perfektes Mittagsmenü, wenn es so warm ist.

Doch wir sind noch nicht an unserem heutigen Ziel angekommen und müssen daher weiter. Die Karpaz-Halbinsel, auf der wir uns nun befinden, ist nur zehn Kilometer breit. Es ist daher nicht verwunderlich, dass wir bald Ausblick auf die Südküste haben und nur kurze Zeit später die Nordküste entlang fahren. Kurz nach Yeni Erenköy (Γιαλούσα · Gialousa) bleiben wir am Rande des Mittelmeeres stehen und ziehen die Wanderschuhe für eine kurze Wanderung an.

Auf der Karpaz-Halbinsel sind nur mehr Ausläufer der Gebirgskette zu spüren. Die Hügel sind nur mehr knapp 400 Meter hoch. Es geht daher nur mehr leicht bergauf bis zur Andreas-Kirche, eines dieser christlichen Kleinode auf Zypern, das eigentlich nicht mehr genutzt wird. Nach einer Kurzbesichtigung machen wir uns auf den Weiterweg. Über ausgetrocknete Felder, vorbei an einer Schafherde, durch stacheligen Ginster kämpfend und über ein fast trockenes Bachbett erreichen wir nach etwa einer Stunde den Ort

Αγία Τριάς · Agía Triás
Sipahi

Ein Feigenkaktus trägt gerade Früchte. Grund genug, eine dieser Früchte zu verkosten. An Feigen- und Granatapfelbäumen vorbeigehend treffen wir auf ein bayrisches Paar, das sich hier ein Feriendomizil aufgebaut hat. Eigentlich wollen wir noch zu einer alten Basilika. Doch diese Basilika ist nicht zugänglich. Es gibt wohl keine offiziellen Öffnungszeiten. Naja, wird wohl nicht so wichtig sein.

Unverrichteter Dinge fahren wir die restlichen etwa 20 Kilometer ins Quartier in Dipkarpaz (Ριζοκάρπασο · Rizokarpaso). Die Anlage, in der wir mit Bonbons und einer Flüssigkeit zum Händewaschen begrüßt werden, war früher einmal ein Bauernhof. Dessen Räumlichkeiten, auch Stallungen, wurden zu geräumigen Zimmern umgebaut. Gleich nebenan befinden sich zwei (!) Greißlerläden, in denen man fast alles kaufen kann. Ich begnüge mich einmal mit Wasser, Bier und einem "Vienna Ice Coffee" eines österreichischen Unternehmens. Zuhause habe ich dieses Getränk noch nie gesehen.

Im Zimmer kann ich das Bier für später einkühlen. Der Kühlschrank funktioniert sogar. Das Zimmer ist einfach eingerichtet, was in dieser ländlichen Gegend aber durchaus passt und Charme hat. Nur mit der Sauberkeit und der Funktionalität der technischen Geräte wie Licht oder Ventilator nimmt man es nicht so genau. Wir nutzen aber die schönen Seiten der Anlage. Dazu zählt ein Feigenbaum vor den Zimmern. Im Schatten dieses Baumes kann man gemütlich sitzen, Bier trinken und plaudern. Im Gegensatz zur lauten Musik im Pia Bella hört man hier nur die Grillen zirpen.

Zum Abendessen gehen wir zum Wirt'n ums Eck. Im Restaurant Manolyam hat sich Wirt Şükrü etwas Besonderes einfallen lassen. Neben den Vorspeisenvariationen, auch Meze genannt, wird eine ausgezeichnet schmeckende gebratene (ganze) Dorade/Goldbrasse serviert. Zum Dessert, das eigentlich nicht geplant war, werden einfach einige Granatäpfel organisiert. Es ist dabei natürlich von Vorteil, dass sich Peter und Şükrü schon gut kennen. Zwei Stamperl Zivanias runden den abwechslungsreichen Tag ab.

Im Zimmer mache ich noch schnell meine Notizen und beschreibe meine Fotos, ehe es um halb elf ins Bett geht.

Karpaz Arch Houses • Dipkarpaz


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